Schwestern der Angst

Roman
248 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783852186429
Erscheinungsdatum 06.08.2010
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag Haymon Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

Als Kinder sind Marie und Renate unzertrennlich. In einer Familie, die geprägt ist von Verlust und Misstrauen, schafft Renate für ihre Schwester eine eigene Welt aus der Sehnsucht nach Unversehrtheit und Glück. Doch dann, Jahre später, tritt Paul in das Leben der Mädchen und spaltet ihre vermeintliche Einheit. Von beiden umworben, entscheidet er sich für Marie – und plötzlich kippt die liebende Fürsorge Renates in Hass und subtil tobenden Zorn. Je tiefer der Graben zwischen den Frauen wird, umso gefährlicher verzerrt sich Renates Blick auf die Welt. Sie heftet sich dem Paar an die Fersen, verfolgt ihre Schwester, überwacht sie zuerst aus der Distanz, rückt dann aber unaufhaltsam näher – bis zur letzten Konsequenz.
In kunstvoller Sprache und mit ungeschminktem Blick nimmt Mischkulnig die Perspektive Renates ein, eine Perspektive, in der sich Wirklichkeit und Paranoia überlagern.

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FALTER-Rezension

Schwesternkrieg und Nudeln mit Blutsauce

Sebastian Fasthuber in FALTER 30/2010 vom 30.07.2010 (S. 27)

Lydia Mischkulnig erzählt das Psychodrama zweier Schwestern aus der Perspektive einer Irrsinnigen.

Acht Jahre nach "Umarmung" legt die österreichische Autorin ­Lydia Mischkulnig (Jg. 1963) einen neuen Roman vor. Dazwischen hat sie einen Erzählband und ein paar kleine Gemeinschaftsarbeiten mit Sabine Scholl publiziert.
Marktkonformes Agieren ist Mischkulnigs Sache offenbar nicht, was aber nicht bedeuten soll, ihre Texte wären von Haus aus schwierig oder für Leser ohne Germanistikabschluss und absolviertes Genderforschungsseminar ungenießbar.
"Schwestern der Angst" erzählt, teils in Rückblenden, aber letztendlich doch recht linear von A nach B eine fesselnde Geschichte. Zu danken ist dies zunächst der Ich-Erzählerin.

Renate ist, wie schnell klar wird, besessen von ihrer kleinen Halbschwester Marie. Irgendetwas muss zwischen den beiden vorgefallen sein, denn Renate darf sich Marie nur mehr bis auf 30 Meter nähern. Eine Anordnung, der sich Renate des Öfteren ­widersetzt. Gleich im ersten Kapitel dringt sie in Maries Wiener Wohnung ein.
Natürlich hat ein Mann mit der Sache zu tun. Renates kleine Schwester ist seit vielen Jahren mit Paul zusammen, den sie der Älteren als junges Mädchen weggeschnappt hat. Dass Paul, bevor es ihn zu Marie zog, noch schnell Renate vergewaltigt haben soll, weil diese gerade ohnmächtig war – weswegen sie sich halt nicht hundertprozentig an die Sache erinnern kann –, wirkt allerdings nicht nur in der Nacherzählung etwas dick aufgetragen.
Manchmal begibt sich Mischkulnig – absichtlich? – in die Nähe von TV-Krimis. Auch der Großvater tritt als Vielleicht-oder-vielleicht-auch-nicht-Vergewaltiger in Erscheinung. Überhaupt, die Männer­figuren! Selbst Renates zunächst als harmlos erscheinender langjähriger Liebhaber ist ein Böser – er bestiehlt sie und erhält am Ende seine Strafe.

"Missbrauch gehört zu unseren Leben wie das Amen zum Gebet." Im Kern ist "Schwestern der Angst" ein Buch über Machtstrukturen. Renate kommt auch deshalb nicht gut mit Männern zurande, weil diese ihrem eigenen Machtanspruch in die Quere kommen.
Nachdem ihre Mutter bei Maries Geburt verstorben ist, bemüht sich Renate noch als Kind, die Mutterrolle zu übernehmen – und zwar so richtig. Sie gibt ihre eigene schulische Laufbahn auf und widmet sich der strengen Erziehung der kleinen Schwester: "Ich war wichtig, ja notwendig und zum ersten Mal zum Wohle eines schutzbedürftigeren Menschen als meiner selbst gebraucht."
Als sich Marie eines Tages aus ihrer Kontrolle entwindet und ihr den Satz "Fixiert sein ist irre" entgegenschleudert, dreht Renate durch. Und als sie später von den Hochzeitsplänen von Paul und Marie erfährt, flippt sie richtig aus. Es folgt ein zunehmend tempo-, action- und gewaltreicher Amoklauf, der in einer grausig-guten Folterszene kulminiert, während der sich Renate lässig ein paar Nudeln kocht.

Mitunter mag man die Monoperspektive des Romans als bedrückend empfinden. Dadurch bleibt allerdings schön in der Schwebe, wie verrückt Renate nun tatsächlich ist und welche Details nur ihrer Fantasie entstammen.
Zwischenzeitlich vermag Mischkulnig auch mit gut dosiertem schwarzem Humor aufzuwarten. Besonders die Nudel-Szene erreicht in ihrer kalten Perversion die Qualität von Bret Easton Ellis' "American Psycho". Von der Anlage her aber erinnert "Schwestern der Angst" mitunter auch an einen anderen österreichischen Roman aus jüngerer Zeit, nämlich an Peter Roseis "Das große Töten".
Bei allem Unbehagen, das dieser Text erzeugt, gelingt es ihm aber auch zu unterhalten, was sich auch von der bitterbösen Schlusspointe behaupten lässt: Auch nach der letzten Seite wird die unheilvolle Geschichte von Renate, Marie und Paul kein Ende gefunden haben.

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Über die Autorin

Lydia Mischkulnig wurde 1963 in Klagenfurt geboren. Sie studierte Bühnenbild in Graz sowie Drehbuch und Produktion in Wien. Anschließend war Mischkulnig als Kolumnistin und Essayistin zum Thema Kunst und Kultur tätig, ehe sie als Lehrbeauftragte in Wien und Gastprofessorin an ausländischen Universitäten agierte. Mischkulnig ist Herausgeberin der Lyrikreihe "Nadelstiche", außerdem konzipiert und leitet sie Gesprächsreihen im literarischen Quartier, Alte Schmiede. Zu ihren letzten Publikationen gehören die Romane "Die Richterin", "Vom Gebrauch der Wünsche" und "Schwestern der Angst" sowie die Erzählungen "Die Paradiesmaschine" und "Macht euch keine Sorgen". Außerdem erscheinen regelmäßig Essays und Beiträge in Feuilleton und in Literaturzeitschriften. Die Schriftstellerin wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Joseph-Roth-Stipendium, dem Österreichischen Förderpreis für Literatur, dem Johann-Beer-Literaturpreis sowie dem Würdigungspreis des Landes Kärnten für Literatur. Lydia Mischkulnig lebt und arbeitet in Wien.

Alle Bücher von Lydia Mischkulnig