Der Brechreiz eines Hottentotten

Ein James-Joyce-Alphabet von Aal bis Zahl
280 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783854093893
Erscheinungsdatum 01.10.2003
Genre Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft/Englische Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft
Verlag Löcker Verlag
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Kurzbeschreibung des Verlags

Kaum ein anderer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts hat sich auf so lustvolle Weise mit den unerschöpflichen Möglichkeiten des Alphabets auseinandergesetzt wie James Joyce. Ulysses, sein – zumindest dem Titel nach – bekanntestes Buch, gilt nicht zuletzt wegen seiner sprachlichen Virtuosität als eines der Schlüsselwerke der literarischen Moderne. Diese unbestrittene Qualität hat diesen Roman aber nicht davor bewahrt, im Laufe der Jahrzehnte zum wahrscheinlich bekanntesten nicht gelesenen Buch zu werden.
Das Dilemma bei Joyce besteht darin, daß ihn immer noch die Aura des Unnahbaren, Elitären und Schwerverständlichen umgibt. Mit diesem Problem hatte der Schriftsteller bereits zu Lebzeiten zu kämpfen. Bei seiner Tante Josephine Murray beschwerte er sich beispielsweise am 10. November 1922 darüber, daß es seine Frau Nora bei der Ulysses-Lektüre 'nur bis Seite 27 geschafft hat, den Umschlag eingerechnet.'
Aber Nora befindet sich als 'Ulysses-Nicht-Leserin' in bester Gesellschaft. Auch Henri Matisse, der immerhin eine Ausgabe des Ulysses illustriert hat, gehört genauso zu dieser großen Gruppe wie etwa Marcel Proust oder D. H. Lawrence. Dieser hat aber den Ulysses zumindest durchgeblättert und sich über einzelne Stellen so empört, daß er das Buch als 'das dreckigste, unanständigste und obszönste Zeug, das je geschrieben worden ist', bezeichnet hat. Und ein anonymer Kritiker der heute längst vergessenen 'Sporting Times' vermutete am 1. April 1922, daß der Verfasser des Ulysses ein 'pervertierte Irrer' sei, dessen 'morbide und pornographische Latrinenliteratur selbst einem Hottentotten Brechreiz verursachen würde'.
Der heutige (potentielle) Leser des Ulysses hat freilich nicht nur das Problem, daß er einem von seiner äußeren Erscheinungsform zunächst wenig einladenden Buch gegenübersteht, sondern daß er sich auch mit dem von einer ganzen Armee von Literaturwissenschaftlern angehäuften Ballast auseinandersetzen muß. Zumindest auf der Ebene des 'kollektiven Unbewußten'. Denn genausowenig, wie man den Ulysses gelesen hat, hat man natürlich auch die tausenden Abhandlungen gelesen, die in den letzten achtzig Jahren darüber erschienen sind.
'Der Brechreiz eines Hottentotten' ist der Versuch, sich anhand von 26 alphabetisch geordneten Stichwörtern dem Leben und Werk von James Joyce anzunähern und bestimmte Facetten von Joyces Biographie und/oder Werk auszuleuchten.

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ISBN 9783854093893
Erscheinungsdatum 01.10.2003
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FALTER-Rezension

Klaus Taschwer in FALTER 45/2003 vom 07.11.2003 (S. 67)

Kurt Palm hat einen Reiseführer durch das Universum von James Joyce verfasst und kocht nun auch dem Leben und Werk des irischen Schriftstellers nach.

Seine eigene Frau Nora habe seinen "Ulysses" bloß bis Seite 27 geschafft, "den Umschlag eingerechnet", beklagte sich James Joyce bei seiner Tante. Vielen Lesern, die diesen Klassiker der Moderne bei sich im Bücherregal stehen haben, ging es wohl ähnlich, und so ist kaum ein Werk der Weltliteratur so bekannt und zugleich so ungelesen wie das Opus magnum des Iren, den ein Kritiker der Sporting Times am 1. April 1922 anlässlich des Erscheinens von "Ulysses" schlicht als "pervertierten Irren" bezeichnete.

Der Regisseur und studierte Germanist Kurt Palm hatte ebenfalls einige vergebliche Lektüreanläufe hinter sich, ehe ihm anlässlich eines feuchtfröhlichen Abends in Dublin der Bruder eines anderen großen irischen Schriftstellers - Flann O'Brien nämlich - den entscheidenden Lesetipp gab: Es werde viel zu oft vergessen, dass "Ulysses" vor allem auch ein hinreißend komisches Werk sei. Palm, damals Leiter der legendären Theatertruppe Sparverein Die Unzertrennlichen, holte die Lektüre nach - und gestaltete im Rahmen seiner Sparvereinstätigkeit Joyce-Abende, die über die Augenoperationen des Dichters ebenso Auskunft gaben wie über seinen Obduktionsbefund.

Nun hat der unkonventionelle Literaturvermittler, der sich auch schon um neue Zugänge zu den Werken von Franz Kafka oder Adalbert Stifter verdient gemacht hat, die Zwischenergebnisse seiner Joyce-Exegesen in ein Buch gepackt, dessen alphabetisch gereihte Stichworte einen Reiseführer durch das weitläufige literarische Universum von Joyce ergeben. Die 26 Begriffe sind gut ausgesucht: Einträge wie "Bloom" oder "Ulysses" vermitteln die einschlägigen Grundlagen zur Person und zum Hauptwerk.

Im Kapitel "Finnegans Wake", benannt nach dem wirklich unlesbaren Spätwerk des Iren, in das dieser ein paar Dutzend Sprachen hineinverwoben hat, wartet Palm auch mit Übersetzungsvorschlägen des Romantitels auf, die von "Finnegans Wacht" über "Finne ganz weg" bis "Finn negiert Weg" reichen. Andere Stichworte sind wieder unorthodox genug, um ganz andere Blicke auf das Œuvre und seinen Verfasser zu richten: So erfährt man im Kapitel "Onanie" nicht nur Aufschlussreiches über Joycens einschlägige Praktiken ("ich könnte mich hinlegen und mir den ganzen Tag einen runterholen"), sondern auch über ihren Niederschlag im Werk.

So wie auch schon bei Palms Buch über Adalbert Stifter, "Suppe Taube Spargel sehr sehr gut" (1999), spielt auch bei seinem ungewöhnlichen Joyce-Wörterbuch das Essen und Trinken eine nicht unwesentliche Rolle, beginnend schon mit dem ersten Eintrag: "Aal". Was der Soziologe Pierre Bourdieu zum besseren Verständnis des kulturellen Konsums vorschlug - dass nämlich "der raffinierteste Geschmack für erlesenste Objekte wieder mit dem elementaren Schmecken von Zunge und Gaumen verknüpft wird" -, das betreibt Palm als Volksbildner in seinem Buch, dessen Titel sich übrigens auch der eingangs erwähnten "Ulysses"-Rezension in der Sporting Times verdankt: Der anonyme Kritiker meinte damals, dass der unflätige Roman "einem Hottentotten Brechreiz verursachen würde".

Apropos Brechreiz: Der Performer Palm geht bei der Vernüpfung von literarischem und kulinarischem Geschmack noch einen Schritt weiter: Dieser Tage wird es auch einen "Joyce-Kochtheaterabend" geben, bei dem der Hobbykoch unter anderem Leopold Blooms Lieblingsspeise zubereiten wird - Hammelnieren. Es wird aber auch Aal geben, der auf der Bühne gehäutet und ausgenommen wird. Und wer sich die Lektüre von "Ulysses" weiterhin sparen will, sollte an diesem Theaterabend ebenfalls teilnehmen: Palm hat auch einen Diavortrag unter dem Titel "Der ganze Ulysses in 17 Minuten" vorbereitet.

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Über den Autor

Kurt Palm, geboren 1955 in Vöcklabruck, studierte Germanistik und Publizistik in Salzburg. Seit 1983 arbeitet er als Autor und Regisseur. Seine Karriere als Schriftsteller begann mit Werken über Brecht, Stifter, Joyce, Mozart, Fußball und Palmsamstage. Außerdem verfasste Palm eine wöchentlich erscheinende Kolumne für Der Standard, drehte Filme wie "Hermes Phettberg, Elender" oder "Kafka, Kiffer und Chaoten" und inszenierte Opern und Theaterstücke wie "„Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich". Einen großen Erfolg landete der Autor 2010 mit "Bad Fucking", welcher mit dem Friedrich-Glauser-Preis für den besten Kriminalroman ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschienen "Bring mir die Nudel von Gioachino Rossini", "Strandbadrevolution" und "Monster". Kurt Palm lebt in Wien und Litzlberg am Attersee.

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