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Kurzbeschreibung des Verlags
Ob Antonio Fian nach fünf Bänden mit gesammelten Dramoletten, die er seit gut 25 Jahren in großer Regelmäßigkeit liefert, noch immer überraschen kann? Haben wir die Lächerlichkeiten, die Eitelkeit und die Dummheit der kulturschaffenden Klasse und der Politiker des Landes nicht schon so satt, dass nicht einmal der scharfe Blick und das genaue Gehör Antonio Fians uns mehr diesbezüglich erheitern können?
Das Gegenteil ist wahr: Je länger wir Fians Mini-Szenen folgen, desto genauer hören wir, wie man in diesem Land spricht. Allmählich merken wir erst, mit jedem Band deutlicher, was für ein die Jahrzehnte überspannendes Welttheater auf kleinstem (manchmal auch: provinziellstem) Raum dieser Autor uns schenkt, was für exemplarische Figuren er etwa mit den Beachvolleyball-Nachwuchsspielern vor uns hinstellt, oder mit der sich alljährlich zum Muttertag versammelnden Mehr-Generationen-Familie. Die einen reden viel zu viel – die anderen wiederum fast gar nichts; und in allen Fällen wird durch die Kunst des Autors hörbar, was offenbar nicht gesagt werden kann oder darf. Aufdeckungsarbeit kann anstrengend sein; die von Antonio Fian aber ist unglaublich witzig, manchmal spöttisch-satirisch, manchmal albern-komisch. Und sie ist das, was gute Literatur immer sein muss: Spracharbeit – der man die Arbeit nicht mehr ansieht.
Antonio Fian wurde soeben 60, Anlass genug für den sechsten Band seiner gesammelten Dramolette. Gleich im titelgebenden „Schwimmunterricht“ wird vorgeführt, was den Minimalismus dieser 70 zwischen 2005 und 2015 entstandenen Kurztexte so groß macht. An einem sonnigen Sommermorgen am Millstätter See: „VATER: Schwimm her! – SOHN (nach Luft schnappend): Konn nimma!“ Nach einigem Hin und Her heißt es: „Hea auf zum Schreien, sunst kriagst a Floschn!“ Man weiß, was kommt, und ist zehn Zeilen später dennoch überrascht: „Floschn. Ende des Schwimmunterrichts. Vorhang.“ Antwort auf die Frage, was ein Dramolett ist: Aus Gewalt wird Kunst!
Das mag ein Gemeinplatz sein wie jener, dass Antonio Fian zu den bedeutendsten Stimmen der österreichischen Gegenwartsliteratur zählt, gehört aber dennoch gesagt. Und wenn er sich in Karl-Kraus-Manier über Medienphraseologie, den Leerlauf gegenderter Sprache, über Osama bin Laden samt Schüssel und Strache oder Bobobetroffenheit mokiert, spielt Fian ohnedies in einer eigenen Klasse. Ganz nebenbei liefert er eine Chronik des politischen Alltags, sodass künftige Historiker unsere Zeit anhand seiner Dramolette beurteilen mögen.
Besonders abgesehen hat es Fian auf die Apostel des Hohen und Hehren, und sein liebstes Zielobjekt ist ihm André Heller.
Für den bösen Humanisten ist dieser Fantast nicht bedeutsamer als der besoffene Hausmeister, der die Apokalypse herbeistammelt: „Wer tritt die Hund’ aus der Wies’n, rechtzeitig, bevor s’ alles anscheißen? Wer verjagt die Kinder, wenn’s anfangen Sauereien machen am Gang? Wer schaut auf die Toten im Keller, Frau Jerzabek, wenn der Hausmeister nimmer da is’, wer halt’ die Toten ruhig?“ Was danach noch bleibt? Eigentlich nichts. Die Welt ist abstrus und durch keine Satire zu überbieten, sie wird die nächsten vier Jahrzehnte also gewiss hinreichend Stoff für weitere Fian-Dramolette bieten.
Lesung und Fest für Antonio Fian: Café Prückel, 6.4., 19 Uhr
Antonio Fian wurde 1956 in Klagenfurt geboren, lebt in Wien und ist Schriftsteller, Essayist und Dramatiker. Bis 1983 war Fian als Herausgeber der Literaturzeitschrift Fettfleck tätig. Besonders bekannt ist der Schriftsteller für seine wöchentlich erschienene und von ihm erst definierte Gattung "Dramolett", welche zunächst im FALTER veröffentlicht wurde, seit 2005 im Standard zu finden ist und das österreichische Kultur- und Geistesleben kommentiert. Beim Droschl-Verlag werden seine Dramoletten in einer Reihe von Einzelbänden veröffentlicht. Dazu zählen unter anderem "Alarm", "Man kann nicht alles wissen" und "Schwimmunterricht". Fian erhielt für sein Werk etliche Auszeichnungen, darunter den österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik, den Johann-Beer-Literaturpreis sowie den Reinhard-Priessnitz-Preis. Auch sein Roman "Das Polykrates-Syndrom" schaffte es auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis und wurde 2019 unter dem Titel "Glück gehabt" verfilmt.