Geschlecht. Zahl. Fall.

Vorlesungen 2021.
144 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783103971149
Erscheinungsdatum 13.10.2021
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag S. FISCHER
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S. Fischer Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


In ihren Romanen wie »Flammenwand.« oder dem Covid-19-Roman zeigt Marlene Streeruwitz auf meisterhafte Weise, wie sich innere Welten erschließen lassen, wie Gefühle sichtbar gemacht werden können. Die Literatur als Mittel der Gefühlsdarstellung hat eine lange Geschichte, die Marlene Streeruwitz kritisch nachvollziehen und auf ihre gegenwärtige Relevanz hin befragen will. Was bedeutet Literatur in Zeiten von Trump, Lockdown und weltweiter Pandemie? Welche Rolle spielen Sprache und Macht? »Mein Ziel ist es herauszufinden, auf welchen Sätzen und Wortbrocken ein Schicksal beruht.«
Mit ihren Poetikvorlesungen u. a. in Frankfurt und Tübingen hat Marlene Streeruwitz Standards gesetzt. Nun eröffnet sie im Frühjahr 2021 in Koblenz die neu gegründete Joseph-Breitbach-Poetikdozentur, deren Vorlesungen in diesem Band versammelt sind.


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FALTER-Rezension

„Literatur als die Wissenschaft vom Leben“

Kirstin Breitenfellner in FALTER 42/2021 vom 22.10.2021 (S. 14)

Marlene Streeruwitz bleibt in ihren Vorlesungen ihren Lebensthemen Sprache und Macht, Männer und Frauen treu

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf das Schreiben? Während die einen bereits im ersten Shutdown im Frühjahr letzten Jahres begannen, ihre Tagebücher zu veröffentlichen, wurde andere von einer Schreibblockade heimgesucht. Marlene Streeruwitz schrieb einen Roman über den Lockdown („So ist die Welt geworden“, 2020) und zählte zu den wenigen, die sich explizit politisch zu den Maßnahmen geäußert haben.

Der Umgang der Politik mit ­Covid-19 stürzte sie in eine Krise, in der sie ihr gesamtes bisheriges Werk zu hinterfragen begann. „Ich muss ganz neu anfangen“, meinte sie im Dezember 2020 in einem Interview mit der Zeit. Und sie fügte hinzu, dass die Krise die bestehenden Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten nur verstärke.

„Geschlecht. Zahl. Fall“ lautet der Titel einer Sammlung von Vorlesungen, die Streeruwitz im Frühjahr 2021 im Rahmen der neu gegründeten Joseph-Breitbach-Poetikdozentur in Koblenz hielt. Auch sie drehen sich um Streeruwitz’ Lebensthemen. Der Zusammenhang von Literatur und Realität wird bereits in der Vorrede thematisiert: „Wie so ganz und insgesamt und in jedem Augenblick das Leben gelebt werden muss. Wie das Leben in jedem Augenblick immer alles meint. Dieses Wissen und das Bewusstsein davon. In der Literatur. In der Zeit des Romans. Die Literatur als die ursprüngliche Wissenschaft vom Leben gründet auf diesem Bewusstsein auch als dem Wissen voneinander.“

Unter dem Titel „Singular und Herrschaft“ untersucht Streeruwitz im Anschluss die Strukturen sprachlicher Macht. „Herrschaft drückt sich singulär gegen die Vieldeutigkeit von Freiheiten aus.“ Folgerichtig habe die „politisch eingesetzte Sprache in der Pandemie den Singular der Abstrakta in neuer Form zurückgebracht“.

Im Anhang des Bandes finden sich die Minidramen „Le Lavabo. Oder. Der Wert des Lebens“ und „Reigenversuch“ sowie der Prosatext „Fabian. Der Kanzler“. Die diesen zugrundeliegende Poetik erläutert die Autorin in den Vorlesungen – insofern ist es vielleicht hilfreich, diese zuerst zu lesen. Streeruwitz analysiert die patriarchalischen Strukturen des Regietheaters, die sie als Dramatikerin am eigenen Leib erfahren hat, etwa die „gängige hegemoniale Vorgehensweise, jüngeren Frauen Platz zu geben, damit diese jüngeren Frauen wiederum älteren Frauen den Platz wegnehmen“.

Macht bedeutet den Ausschluss der Ohnmächtigen. Das betrifft nach Streeruwitz auch den weiblich konnotierten „Kosmos der Pflege“ – das Gegenteil von Herrschaft und Gewalt. Dessen Abwertung führe nicht nur zu schlechter oder ausbleibender Bezahlung von Pflegearbeit, sondern manifestiere sich auch in der hierzulande besonders hohen Rate von Frauenmorden, der äußersten Form häuslicher Gewalt. Deren Ursprung macht Streeruwitz im Habsburgerreich aus, in dem sich das Individuum Autoritäten widerspruchslos unterzuordnen hatte. Das Werk des Aufklärers Immanuel Kant wurde hier 1804 ganz einfach verboten

Da Sprache qua ihrer Grammatik Macht abbildet, versucht Streeruwitz diese seit Beginn ihres Schreibens durch elliptische Sätze, Aufzählungen, Ausrufe und Beschwörungen aufzubrechen. Der Roman stellt für sie „die innigst mögliche Verständigung zwischen einander unbekannten Personen“ dar. Während die Politik eine singuläre Wahrheit mit Kriegsmaßnahmen herzustellen versuche, lade der Roman dazu ein, für die Dauer des Lesens an der Komplexität der inneren Welt einer anderen Person teilzuhaben. Am Ende könne aber nur die Lyrik „den Selbstverständlichkeiten der Herrschaften entkommen“, da sie weniger als die Prosa von ganzen Sätzen dominiert sei.

Marlene Streeruwitz war noch nie leise. Sie ist immer noch wütend. Und sie hat den Glauben an die Literatur noch nicht verloren. Gerade in Zeiten von großem Konformitätsdruck braucht es solche unerschrockenen, widerborstigen, vom öffentlichen Urteil wenig beeindruckbaren Autorinnen.

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Über die Autorin

Marlene Streeruwitz, geboren 1950 in Baden bei Wien, studierte Slavistik und Kunstgeschichte und war zunächst als Hörspiel- sowie Theaterautorin tätig. Mit ihren Stücken "Waikiki Beach", "Ocean Drive" oder "Boccaleone" erlangte Streeruwitz rasch an Bekanntheit als Dramatikerin. Ihr erster Roman wurde 1996 unter dem Titel "Verführungen 3. Folge. Frauenjahre" veröffentlicht. Es folgten weitere Romane, darunter "Lisa's Liebe", "Nachwelt" und "Partygirl". Streeruwitz verfasste auch etliche Prosawerke, unter anderem "Morire in levitate", "Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin", "Majakowskiring" und "Norma Desmond". Zuletzt erschien der Roman "So ist die Welt geworden". Marlene Streeruwitz ist durch ihre gesellschaftskritischen Beiträge zu tagesaktuellen Themen sowie ihr feministisches Engagement bekannt. Die Schriftstellerin erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, den Bremer Literaturpreis, den Franz-Nabl-Preis und den Preis der Literaturhäuser. Streeruwitz lebt in Wien, London und New York.

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