In harten Schuhen. Ein Handwerk

184 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783854205166
Erscheinungsdatum 01.01.1999
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Literaturverlag Droschl
Herausgegeben von Ingeborg Orthofer
Nachwort von Marlene Streeruwitz
LieferzeitLieferbar in 14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
Literaturverlag Droschl
Stenggstraße 33 | AT-8043 Graz
office@droschl.com
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Kurzbeschreibung des Verlags

Im Nachlass von Werner Schwab fanden sich, in Maschin- und Handschrift, auch die Blätter und Hefte eines von 1980 bis 1983 kontinuierlich geführten Arbeitsbuches; darin trug Schwab tagebuchartig Prosatexte ein, die den Leser heute verblüffen: der junge Kunststudent erfand sich, völlig zurückgezogen auf einem abgelegenen Hof in der Oststeiermark lebend, eine eigene Sprache, unbeeinflusst von allen damals praktizierten literarischen Jargons. Der Alltag, das Schreiben, die Selbstfindung – und der Alltag der Selbstfindung –, das ist der Stoff dieser Aufzeichnungen. 'Ich bin mir selber wegen des Stils zuwider genug, wegen des Zwangs', und: 'Ich möchte bescheidener herumschlagen wollen', notierte Schwab in seiner typischen Paradoxie. Eine rohe Welt voller Verletzungen, grimmiger Witz, Selbständigkeit und Unerschrockenheit sind die Merkmale schon dieser frühen Zeugnisse eines der wichtigsten Autoren der 90er Jahre.

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ISBN 9783854205166
Erscheinungsdatum 01.01.1999
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FALTER-Rezension

Wolfgang Kralicek in FALTER 5/2000 vom 04.02.2000 (S. 60)

"Das männliche Glied ist ein bemerkenswertes Körperteil", findet Martin, und zumindest dagegen lässt sich schwerlich etwas einwenden. Martin ist 19 Jahre alt, gelernter Einzelhandelskaufmann, schwul und der Held von Thomas Jonigks Debütroman "Jupiter". Der 1966 in Norddeutschland geborene Autor trat Mitte der Neunzigerjahre mit drei in rascher Folge uraufgeführten Theaterstücken an die Öffentlichkeit, die mit grotesker Situationskomik und verspieltem Sprachwitz überzeugten und den jungen Autor über Nacht in die Nähe von arrivierten Kollegen wie Elfriede Jelinek oder Werner Schwab katapultierten. Jonigk aber geriet in eine Schreibkrise und übersiedelte nach Wien, wo er (bis zum Frühjahr 1999) als Dramaturg und Regisseur am Schauspielhaus arbeitete - und seinen ersten Roman schrieb.
Wie in seinen Stücken versucht Jonigk auch in "Jupiter" ein einfaches Thema - in diesem Fall: sexuelle Gewalt in Hardcore-Dimensionen - formal zu überhöhen. An die Stelle von kunstvollen Wortspielen ist hier jedoch eine betont einfache, kunstlose Sprache getreten. Der "Witz" des Romans besteht in der Perspektive, aus der er geschrieben ist. Martin empfindet sich nicht als Opfer - eher im Gegenteil -, und die Sprache, die ihm zur Verfügung steht, ist aus Medien und Werbung abgeleitet. "Ich freute mich, als ich bei genauerem Hinsehen sah, dass neben den diversen Wischtüchern von, wie ich bereits festgestellt hatte, hoher Saugfähigkeit auch ein Qualitätsschrubber und die preisgünstige milde Scheuermilch, die natürlich phosphatfrei war und deren Anteil anionischer Tenside unter fünf Prozent lag, zu meiner Verfügung standen." Solche Sätze gehen Martin durch den Kopf, während er das Klo aufwischen muss, auf dem er gerade mehrfach vergewaltigt worden ist.
Was zunächst naiv wirkt, erweist sich bald als Ausdruck einer tiefen Persönlichkeitsstörung: Martin spürt nichts, nicht einmal sich selbst. Von sich spricht er abwechselnd in der ersten und der dritten Person; die schizophrenen Schübe gipfeln in einer Szene, in der Martin sich selbst brutal zusammenschlägt. Die Ursachen für seine Verstörung werden im Verlauf des Buches nachgeliefert: Wir erfahren, dass er von seinem Vater missbraucht wurde.
Man sieht: In diesem Roman wurde nichts dem Zufall überlassen, jeder Satz ist Teil eines minutiösen Plans. Dass man das auch bei jedem Satz spürt, macht die Lektüre allerdings ziemlich anstrengend; dem ambitionierten Text wird letztlich zum Verhängnis, was seine Stärke sein sollte: die Form. Für Fans des Dramatikers Jonigk ist "Jupiter" möglicherweise dennoch ein Segen: Durch den Roman gelang es dem Autor, seine Schreibblockade zu überwinden; mittlerweile hat er auch wieder ein neues Stück ("Täter") geschrieben.Unter solchen Problemen hat Jonigks Grazer Kollege Werner Schwab (1958-1993) nie gelitten: In den letzten vier Jahren seines kurzen Lebens warf er nicht weniger als 16 Stücke auf den Markt, und auch davor war er alles andere als schreibfaul. Aus dem Nachlass hat Schwabs Witwe Ingeborg Orthofer nun eine Sammlung früher Texte geholt, die in den Jahren 1980 bis 1983 entstanden sind. Schwab lebte damals mit Orthofer und dem gemeinsamen Sohn auf einem abgelegenen Bauernhof in der Oststeiermark, arbeitete an "verwesenden Skulpturen" aus Fleisch und Kadavern und unternahm erste Schreibversuche. Die in dem Band "In harten Schuhen" versammelten Texte ergeben zusammen eine Art "Arbeitstagebuch". Wer sich davon aber Auskunft über Schwabs damaliges Leben und Werk erwartet, wird enttäuscht: Es sind hermetische Texte, in denen ein junger Künstler (sich) eine Sprache sucht; es ist ein Skizzenbuch, dessen Gegenstände dem Außenstehenden kaum zugänglich sind. Einen "Steinbruch an Material" nennt Marlene Streeruwitz das Konvolut in ihrem Nachwort. Hinweise auf die für Schwabs Stücke so charakteristische Sprache lassen sich darin kaum finden - von einem etwas eigenwilligen Umgang mit der Grammatik vielleicht abgesehen. Unter anderem nimmt Werner Schwab einen Spruch vorweg, mit dem ein italienischer Fußballtrainer fast 20 Jahre später Furore machen sollte - im Eintrag vom 11.2.1980 findet sich der Satz: "Jetzt hat er endlich fertig."

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Über den Autor

Werner Schwab, 1958 in Graz geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er arbeitete zunächst an seinen "verwesenden Skulpturen" sowie an Erzählungen und Theaterstücken. Seine ersten Stücke, die "Fäkaliendramen", machten Schwab zum gefragtesten Bühnenautor des deutschsprachigen Raumes. Den internationalen Durchbruch brachte das Drama "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos", welches 1991 an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt wurde und im folgenden Jahr mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurde. Seine 16 Stücke, die der Dramatiker zwischen 1990 und 1993 verfasste, sind Ausdruck seines unverwechselbaren Stils. Darunter finden sich unter anderem "Die Präsidentinnen", "Offene Gruben und offene Fenster", "Der Himmel mein Lieb meine sterbende Beute" und "Pornogeographie", sieben der Stücke konnten erst posthum uraugeführt werden. Schwab verstarb am 1. Jänner 1994 in Graz an einer durch Alkoholvergiftung hervorgerufenen Atemlähmung.

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