Flammenwand.

Roman mit Anmerkungen.
416 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783103973853
Erscheinungsdatum 22.05.2019
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag S. FISCHER
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S. Fischer Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Stockholm im März. Nach einem schweren Winter hat es immer noch minus 15 Grad, und das Eis knirscht unter Adeles Schritten. Als sie von Einkäufen zurückkehrt, sieht sie ihren Geliebten von weitem das Haus verlassen und geht ihm nach. Je näher sie ihm kommt, desto unsichtbarer wird er.
Warum laufen wir immer den gleichen Bildern hinterher? Worauf ist eigentlich Verlass? Und warum muss die Liebe zur Hölle werden? In einer Welt, in der sich die Warteschleife als Wahrheit erweist, bewegt sich Adele auf dem schmalen Grat zwischen Befreiung und Selbstverlust: »Sie durfte sich nicht aus sich selbst verjagen lassen. Sie musste langsam und vorsichtig denken.«
Durch eine verräterische Liebesgeschichte entfaltet sich in Marlene Streeruwitz‘ furiosem Roman die Krise der Gegenwart.


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FALTER-Rezension

Schießt die Deppen in den Wind!

Dominika Meindl in FALTER 23/2019 vom 07.06.2019 (S. 35)

Tolles Timing: Pünktlich zur Implosion von Türkis-Blau erscheint Marlene Streeruwitz’ Abrechnung „Flammenwand“

Der Korruptionsjäger Gustav ist zwar impotent, dafür kann die Sprachlehrerin Adele mit ihm über Binnen-I und Holocaust sprechen. „Sie hatte nie bisher solche Nähe. Gehabt. Erlebt.“ Die Wienerin hat ein Karenzjahr genommen und ist ihm nach Stockholm gefolgt, um dem Rechtspopulismus zu Hause zu entkommen. Doch es ist ihr kein richtiges Leben im falschen vergönnt. Wenn sie an die Wiedereinführung der Schulnoten denkt, kommt ihr in Anbetracht dieser „Verachtung des Staates den Kindern gegenüber“ auch in Schweden das Kotzen. Und der lendenlahme Gustav schafft es, Adele sowohl die Schuld für sein Ungenügen zuzuschieben, als auch sie zu betrügen.

Ihr Liebeswahn schmerzt genauso wie die Erinnerungen an die Kindheit im postfaschistisch-katholischen Elternhaus, wo sie die Züchtigung des Bruders mit flehenden Bitten zu begleiten hatte, aber zu unbedeutend war, um selbst mit der Rute „herangenommen“ zu werden. Sie ist heute zwar so weit, Herrenliteratur von Doderer und Zweig ins Altpapier zu werfen, versagt sich aber anorektisch das Essen, um schön zu sein für Gustav.

Plotgesteuert ist die „Flammenwand“ nicht. An diesem Spätwintertag wartet Adele auf sein SMS, als wäre sie 15 und nicht 52, taumelt als Roma-Frau verkleidet durch die Stadt und rechnet ab, jedoch nur im Geiste.

Nicht von ungefähr widmet Streeruwitz den Roman Adèle Hugo, der jüngsten Tochter des Großschriftstellers, deren Talent als Autorin unbeachtet blieb. Drei Jahre war sie einem Mann gefolgt, der ihre masochistische Liebe nicht erwiderte; die Amour fou endete in der Anstalt. Der Titel entstammt der „Göttlichen Komödie“, in der Feuer das Paradies umgrenzt. Adele steht sich bei der Erlösung selbst im Weg und verharrt im Purgatorium, auf dass es die Schlacken der Rollenklischees verbrenne.

Die Entscheidung zwischen Kunst oder Engagement verweigert Streeruwitz seit jeher. In der „Flammenwand“ wahrt sie die Balance zwischen Poetik und Politik zumeist. Von Bedeutung ist der Apparat mit Anmerkungen. Darin protokolliert Streeruwitz kapitelweise die tagesaktuellen Streiche der türkis-blauen Regierung zwischen März und Oktober 2018. Wie viele davon Gelegenheit für einen Misstrauensantrag geboten hätten! Die Masse der Einzelfälle etwa, oder dass das Bundesamt für Verfassungsschutz unmittelbar vor seiner Zerstörung gegen FPÖ-Mitglieder wegen mutmaßlicher russischer Millionenkredite ermittelt hat.

Auch der fiktionale Teil liest sich nicht gerade belletristisch. Wir verstehen: Adeles Krise ist eine Krise der gegenwärtigen Verhältnisse.

Ihre Sehnsucht nach Unverzichtbarkeit in der Liebe entspricht der Angst der Marginalisierten vor der „Umvolkung“. Wenn sie über den Dachbodenausbau zu Hause in Wien nachdenkt, gelingt es Streeruwitz auf kaum zwei Seiten, den wahren Bevölkerungsaustausch zu beschreiben: Die neoliberalen Jünger des „Kinderkanzlers“ gentrifizieren nicht nur die Stadt, sondern gleich die ganze Republik und werden von ihren Opfern im Herbst wahrscheinlich wieder gewählt.

Die Lektüre der „Flammenwand“ soll und muss anstrengen, auch wenn sich realiter nun vorläufig ein Happy End eingestellt hat.

Streeruwitz’ mitunter redundante Gliedsatzenthaltung ist stilprägend. „Wieso hatte sie nicht gerufen. Seinen Namen. Laut. Erschallen lassen. Er war nicht mehr zu sehen.“ Was tatsächlich hemmt, ist die nicht glückende empathische Transferleistung. Was will Adele von diesem blutleeren Typen?! Unangenehm fasziniert die Vielzahl der Romane, die ihre Leserinnen mit der Frage in Bann schlagen, warum die „Heldin“ den Schlappschwanz nicht schon viel früher stehen gelassen hat.

Wahrscheinlich ist es wie mit Österreich, das können wir jetzt auch nicht einfach in den Wind schießen.

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Über die Autorin

Marlene Streeruwitz, geboren 1950 in Baden bei Wien, studierte Slavistik und Kunstgeschichte und war zunächst als Hörspiel- sowie Theaterautorin tätig. Mit ihren Stücken "Waikiki Beach", "Ocean Drive" oder "Boccaleone" erlangte Streeruwitz rasch an Bekanntheit als Dramatikerin. Ihr erster Roman wurde 1996 unter dem Titel "Verführungen 3. Folge. Frauenjahre" veröffentlicht. Es folgten weitere Romane, darunter "Lisa's Liebe", "Nachwelt" und "Partygirl". Streeruwitz verfasste auch etliche Prosawerke, unter anderem "Morire in levitate", "Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin", "Majakowskiring" und "Norma Desmond". Zuletzt erschien der Roman "So ist die Welt geworden". Marlene Streeruwitz ist durch ihre gesellschaftskritischen Beiträge zu tagesaktuellen Themen sowie ihr feministisches Engagement bekannt. Die Schriftstellerin erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, den Bremer Literaturpreis, den Franz-Nabl-Preis und den Preis der Literaturhäuser. Streeruwitz lebt in Wien, London und New York.

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