In seinem vor wenigen Monaten erschienenen Buch "Magma" hatte Michael Stavari¡c eine Menge Naturkatastrophen vorgeführt, in seinem neuesten, "Böse Spiele", geht es um Kriege. Mythische Kriege, Liebeskriege, Geschlechterkriege, häusliche Kriege – ohne konkrete Daten, was es in dieser Hinsicht von "Magma", einem chaotisierenden Internetlexikonroman, unterscheidet.
Hinter dem Aufmarsch großer Themen – Gott darf bei Stavari¡c auch nicht fehlen – steht freilich die eher banale Geschichte eines begabten Lovers, der zwei Frauen befriedigen soll, eine verheiratete mit Kind und eine mythische Amazone. Oder, wenn das Erzählkaleidoskop weitergedreht wird, und das geschieht in einem fort, eine Stadt- und eine Landfrau. Zu keiner von beiden vermag (oder mag?) der schemenhafte Ich- Erzähler eine dauerhafte Beziehung zu entwickeln. Die Stadtfrau verlangt fallweise von ihm, ihren Ehemann zu töten. Die Amazone steht naturgemäß auf gestandene Krieger.
Das Kaleidoskopprinzip des Romans bringt es mit sich, dass keine Konstellation andauert. Die bösen Spiele sind in erster Linie Literaturspiele, Ansätze zu und Zurücknahmen von Melo- und Mythodram. Wie die sprachlichen Regieeinfälle des Autors Vorschaltungen und Weglassungen sind: Das fast nur aus Nebensätzen bestehende Buch spart simple Formeln wie "ich dachte" oder "sie sagte" aus und erzeugt damit einen interessanten Effekt, der auf die Dauer aber monoton wirkt. Dafür hat Stavari.c den Text mit Eingangsphrasen wie "ob ich weiß, wie" gespickt, die manchmal fehl am Platz wirken. Es gibt poetische Passagen in diesem aus zahllosen Fragmenten montierten Buch, die aber immer wie zurückgenommen wirken – so, als dürfte der Prosaautor sich den lyrischen Höhenflug nicht wirklich gestatten.
Und es gibt Kalauer à la Jelinek, die in der Präsentation allerdings weicher ausfallen, der martialischen Thematik zum Trotz: "Wir ziehen die Vorhänge zu, sagt sie, gemeinsam an einem Strang." Der Satz könnte, zynisch unterfüttert, eben bei Jelinek stehen, oder, etwas flauschiger, im Katalog eines Möbelhauses. Er steht bei Michael Stavari.c.
Michael Stavarič, geboren 1972 in Brno, lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer, Kritiker und Gutachter in Wien. Nach einem Studium der Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften in Wien war er über zehn Jahre lang als Lehrbeauftragter für Inline-Skating an der Sportuniversität Wien tätig. Zuletzt erschienen die Romane "Fremdes Licht" und "Gotland" sowie die Kinderbücher "Balthasar Blutberg" (gemeinsam mit Dorothee Schwab), "Die Menschenscheuche" (gemeinsam mit Stella Dreis), "Der Bär mit dem roten Kopf" und die Gedichte "in an schwoazzn kittl gwicklt". Stavarič erhielt für seine Werke unter anderem den Adelbert-Chamisso-Preis, den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur und den LeseLenz-Preis der Thumm-Stiftung für Junge Literatur.