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Kurzbeschreibung des Verlags
Die wichtigsten Reden und Aufsätze des brillanten Essayisten Martin Pollack erstmals in einem Band: Sie widmen sich so unterschiedlichen Themen wie dem Massaker von Rechnitz in den letzten Kriegswochen, den Wiener „Reibpartien“, bei denen Juden unter dem Beifall der Bevölkerung die Gehsteige schrubben mussten, dem Mythos Galizien, der polnischen und ukrainischen Nachkriegsgeschichte oder auch der Verstrickung
seiner eigenen Familie in den Nationalsozialismus. Immer ist Pollacks Blick scharf und kritisch, immer richtet er sich gegen das bequeme Vergessen. Und immer stellt er die zentrale Frage der Geschichtspolitik: Wie können und müssen wir heute mit dieser
Erinnerung umgehen?
Martin Pollack schreibt ungeheuerliche Texte. Sie zeugen von einem bösen Erbe. Die Pflicht zur Erinnerung hat ihm der Vater hinterlassen, dessen Kriegsverbrechen der Sohn mit „Der Tote im Bunker“ 2004 bekannt machte. Pollacks Zugang zur Geschichte geht vom Einzelnen aus. Denn wenn die Opfer anonym bleiben, haben die Täter gesiegt.
Mit der familiären Erblast beginnt auch der Band „Topografie der Erinnerung“, eine Sammlung jüngerer Reden und Aufsätze. Als Leiter eines Sonderkommandos hatte der Vater Juden und Partisanen gejagt. Der Sohn sucht in Polen nach Augenzeugen einer von ihm angeordneten Geiselerschießung. Dabei richtet er nicht, er berichtet, etwa wenn er vom geliebten Großvater (ein „Vorzeige-Nazi“) erzählt oder von der Kindheit in der „Patenstadt des Führers“, in der der junge Pollack geflohene Volksdeutsche als „Polaken“ verspottet. Als er sich später aufmacht, in Warschau Polonistik zu studieren, sind die Verwandten entsetzt und können nicht zugeben, dass der Vater dort an der Niederschlagung des Aufstandes beteiligt war.
Pollack macht sich Gedanken, wie den neu Angekommenen in Österreich die NS-Geschichte zu vermitteln sei. Nach einer Lesung spricht er mit einem Schüler, der vom Holocaust wenig weiß, aber von der Flucht der Großeltern erzählt: Im Libanon ist während des Ersten Weltkriegs ein Viertel der Bevölkerung verhungert.
Pollack ist beschämt, davon hat er nichts gewusst – wie viele hierzulande. Beschämend ist auch das Unwissen über europäische Regionen im Osten. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs haben die EU-Grenzen dessen Funktion ersetzt. Minsk liegt Wien näher als Paris, aber wer empfindet das schon so?
Pollack berichtet als Journalist über die vermeintlichen Ränder. Unser Wissensstand über die polnischen, weißrussischen und ukrainischen Literaturlandschaften wäre ohne seine Arbeit als Vermittler und Übersetzer noch deplorabler, als er ist. Zu Pollacks glasklarem Stil kommt, dass er etwas zu sagen hat. Das macht aus seinen nichtfiktionalen Texten große Literatur.
Martin Pollack arbeitet als Übersetzer polnischer Literatur, als Journalist und als Autor. Er absolvierte ein Studium der Slawistik und osteuropäischen Geschichte und war bis 1998 als Korrespondent des Spiegels in Wien und Warschau tätig. Pollack erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung, den Johann-Heinrich-Merck-Preis sowie den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik. Pollack veröffentlichte zuletzt die Werke "Die Frau ohne Grab", "Topographie der Erinnerung", "Kontaminierte Landschaften", "Die Wolfsjäger" und "In Your Face". Martin Pollack lebt in Wien und im Südburgenland.