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Kurzbeschreibung des Verlags
In der Umkleidekabine vor der Turnstunde sieht Julia, dass ihr Mitschüler Heinrich rote Striemen auf dem Rücken hat.
"Der hat mal wieder seine Prügel gekriegt", sagt Sabine, Julias Freundin.
Julia findet, dass kein Großer das Recht hat, einen Kleinen zu schlagen. Obwohl alle anderen glauben, dass seine Eltern mit ihm machen können, was sie wollen, meint Julia, dass man dem Heinrich helfen muss.
Der Schulstart ist auch ein Lesestart. Doch zu welchen Büchern greifen? Der Falter hat sich umgehört
Vom Lesen und (Vor-)Lesenlassen sollte man gar nicht genug bekommen. Wissenschaftlich gesehen ermöglichen Geschichten es schon Kleinkindern, ihre Konzentration zu trainieren, sich in andere hineinzuversetzen. Sie regen die Fantasie an und schulen den Wortschatz.
Geschichten aber sind vor allem eines: emotionale Trägerraketen. Sie lassen uns auf unbekannten Planeten marschieren, ermöglichen uns Superkräfte, setzen sich über alle physikalischen Gesetze hinweg, ohne dass man selbst sich groß bewegen müsste. Sie holen uns ab.
Lesen beginnt dabei lange vor dem eigenen Lesen (siehe Interview S. 43) und die Freude an der Geschichte hängt nicht an Lettern. Erzähungen haben Menschen schon geteilt, als sie noch keine Schriftzeichen kannten. Das Alte und das Neue Testament wurden über Jahrhunderte mündlich weitergegeben, bevor man sie aufschrieb.
Für 85.000 Tafelklassler beginnt ab kommender Woche die Schule. Sie werden mühsam lernen, wie man aus Buchstaben Wörter baut, als Belohnung wartet eine völlig neue Welt.
Mit dem liebsten Kinderbuch verhält es sich wie mit dem ersten Kuscheltier: Ganz lassen kann man davon nie. Spätestens wenn man zum Vorleser wird, holt man es wieder heraus. Deshalb hat der Falter zwölf Persönlichkeiten nach ihrem liebsten Buch aus Kindertagen gefragt. Und was sie heute mit ausgestrecktem Arm zwischen Polster und Nachttischlampe vorlesen.
Danielle Spera: „Die Sache mit dem Heinrich“ von Mira Lobe
Die Bücher von Mira Lobe haben mir meine Eltern mitgegeben, in deren kommunistischem Umfeld wurde Lobe ja früh rezipiert. Mein Vater übertrug mir auch seine Liebe zum Werk Jura Soyfers, dessen Gesamtausgabe er mir aus der DDR mitbrachte. Als Kind habe ich von Mira Lobe fast alles gelesen. „Die Sache mit dem Heinrich“ ist ein besonderes Buch, denn es ruft zu Zivilcourage auf. Die kleine Julia sieht im Turnunterricht, dass ihr Mitschüler Heinrich Striemen am Rücken hat. Dass er geschlagen wird, wissen alle, helfen will niemand. Die Mitschüler, die Lehrer, Julias Eltern, alle blocken ab. Julia will sich damit nicht abfinden, obwohl sie fast daran verzweifelt, dass ihr niemand zu Hilfe kommt. Mira Lobe, und natürlich Erich Kästner, haben wir dann auch an unsere Kinder weitergegeben. Bücher wie „Die Omama im Apfelbaum“ standen bei unseren Kindern im Regal. Am Abend habe ich ihnen „Jewish Bedtime Stories“ vorgelesen. „Die Sache mit dem Heinrich“ wäre zum Schlafengehen vermutlich zu aufwühlend gewesen.
Mira Lobe, geboren 1913 in Görlitz in Schlesien, zeigte bereits in Schulaufsätzen ihr Schreibtalent. Der Traum vom Studium und der Karriere als Journalistin blieb ihr im nationalsozialistischen Deutschland untersagt, weshalb sie eine Lehre zur Maschinenstrickerin an der Berliner Modeschule absolvierte. 1936 emigrierte Lobe nach Palästina und arbeitete zunächst als Buchbinderin. Ihre ersten Kinderbücher erschienen 1947 und 1948 in hebräischer Sprache. 1950 kam die Schriftstellerin nach Wien. Sie verfasste fast 100 Kinder- und Jugendbücher, welche mehrfach ausgezeichnet wurden. Zu ihren erfolgreichsten Büchern zählen "Die Omama im Apfelbaum", "Das kleine Ich-bin-ich", "Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel" und "Die Geggis". Am 6. Februar 1995 verstarb Mira Lobe in Wien. Sie gehört zu den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen in Österreich.