Die letzten Tage

Roman
272 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783990274156
Erscheinungsdatum 27.02.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Jung u. Jung
Sammlung Österreichischer Buchpreis 2025 Romane für den Sommer
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Kurzbeschreibung des Verlags


Ein erschütternder Tatsachenroman über einen einzigartigen Fall österreichischer Zeitgeschichte


Eine Talöffnung in den Ostalpen, April 1945, die Tage des »Tausendjährigen Reiches« sind gezählt. Innerhalb kürzester Zeit ist es auf ein Nichts geschrumpft, und am Rand dieses Nichts steht die Rote Armee und wartet, bis die Schlacht um Wien entschieden ist. Wo alles längst zu spät ist, aber eben noch nicht alles vorbei, errichtet Kreisleiter Johann Braun sein höchstpersönliches Standgericht, ein privates Mordregime. Willkürlich werden Menschen abgeurteilt, mit denen er oder einer seiner Helfer eine Rechnung offen hat, »politisch Unzuverlässige«, vermeintliche Deserteure, Angeschwärzte, Männer wie Frauen, Ältere und Jüngere, Leute, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind.Martin Prinz erzählt vom Ungeheuerlichen, nüchtern und den Tatsachen verpflichtet. Das ist möglich, weil den Mördern von damals wenig später der Prozess gemacht wurde. Weil das Monströse in penibler Kleinarbeit aufgearbeitet wurde. Und weil es zwei Menschen, die um ein Haar in das Geschehen verwickelt worden wären, der eine als Täter, der andere als Opfer, ein Leben lang keine Ruhe ließ.

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ISBN 9783990274156
Erscheinungsdatum 27.02.2025
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FALTER-Rezension

Schnell noch ein paar „Unverlässliche“ töten

Alfred Pfoser in FALTER 12/2025 vom 21.03.2025 (S. 19)

Es gibt viele gute Gründe, Martin Prinz’ aufwühlenden Tatsachenroman „Die letzten Tage“ zu lesen. Der wichtigste: Er erinnert an die blutigen Vorgänge in Reichenau am Ende des Zweiten Weltkriegs: 17 Menschen wurden damals von örtlichen Nazi-Führern in den Tod geschickt. Und trotzdem wurde dieses ungeheuerliche Geschehen in der alten Sommerfrische vor der idyllischen Kulisse von Rax und Schneeberg lange und bereitwillig verschwiegen.

April, Mai 1945. Das große Eisenbahnviadukt bildet die Grenze: Hier in Payerbach ist die Rote Armee stationiert, die einige Wochen nicht weiter in den inneralpinen Bereich vorrückt und sich auf die bevorstehende Schlacht um Wien konzentriert; dort in Reichenau und den kleinen Ortschaften im Umland agieren die örtlichen Naziführer, die 15-Jährige für den „Volkssturm“ und das letzte Gefecht rekrutieren und die Zeit für das ultimative Strafgericht gekommen sehen. Besonderer Hass gilt den „Unverlässlichen“, die man lieber noch schnell hinrichtet, bevor sie von den Russen befreit werden.

Nur vom Zufall hängt es ab, wer mit dem Leben davonkommt. Ein schnell installiertes Standgericht tagt beim Lager in Schwarzau, vier Männer werden im Schnellverfahren zum Tod verurteilt und zur Abschreckung gehenkt. Ein Schild baumelt um den Hals der Hingerichteten: „Ich bin ein fahnenflüchtiges Schwein.“ Noch dreister die Willkür im Keller des Alten Posthauses in Prein, wo sieben Frauen liquidiert und ihre sterblichen Überreste am Dorffriedhof verscharrt werden. Ein Leichnam wurde bis heute nicht gefunden, die Familie musste nach 1945 die Nachforschungen aufgeben.

Alois Kermer, ein pensionierter Jurist, war der Erste, der in den 1990er-Jahren an der verhängnisvollen Vergangenheit rührte. Aber auch das, was er über die furchtbaren Ereignisse durch die Sammlung von Akten, Protokollen, Lebensdaten, Interviews mit Überlebenden oder Nachkommen zusammentrug, fand lange nicht den Weg an die Öffentlichkeit: Ursprünglich sollte seine Dokumentation publiziert werden, aber die Gemeinde Reichenau entschied sich doch dagegen. Mit dem Tod von Kermer 2006 wurde es wieder still um die Sache. Einer, der Kermers Arbeit schätzte, der Standesamtsleiter Hermann Scherzer, gab dessen Dokumentation 2016 als „Erinnerungen aus dem Schwarzatal in schwerster Zeit“ im Kral-Verlag heraus, in denen auch die Morde der russischen Besatzungsmacht nach dem Mai 1945 festgehalten wurden.

Der im niederösterreichischen Lilienfeld aufgewachsene Martin Prinz wurde bereits vor mehr als zehn Jahren auf Kermers Funde aufmerksam, fühlte sich damals allerdings überfordert, dem Schrecken weiter ins Detail zu folgen und ihn literarisch zu verarbeiten. Die Wucht des Geschehens arbeitete freilich weiter in ihm und befeuerte seinen Rechercheeifer.

Der Autor tauchte ein in die Welt der Archive und stieß dabei auf die Prozessunterlagen der Volksgerichte, die nach dem Krieg den Fall untersuchten und 1948 Todesurteile aussprachen, die auch vollzogen wurden. Die Protokolle und die Aussagen der Angeklagten erregten sein Interesse: Wie der Schrecken in ein bürokratisches Deutsch eingeebnet wurde; wie die Täter die Verantwortung weg- und anderen zuschoben; wie sich viele der Einheimischen, unter ihnen auch die örtliche Gendarmerie, in jenen Tagen mit Opportunismus durchschummelten.

Prinz’ Roman nun greift die ­Sprache der Dokumente auf, um sie nachzubilden, und führt uns ­chronikalisch immer weiter in den Irrsinn. Die „Letzten Tage“ halten die historischen Wunden Reiche­naus offen. So faktenorientiert das ­Ungeheuerliche festgehalten wird und so stark und sogartig diese ­Dokumentation auch wirkt, bleiben nach der ­Lektüre doch viele Fragen offen. Wer sind sie, die Täter? Welche Biografien haben die Opfer, die in die ­Todesmühlen gerieten? Und: Was machte dieses furchtbare Gemetzel mit einem Ort und mit dem Leben der Nachfahren?

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Über den Autor

Martin Prinz wurde 1973 geboren, wuchs in Lilienfeld, Niederösterreich auf und studierte Theaterwissenschaft und Germanistik. Er ist Fachtutor am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Mitbegründer der Autorengruppe "Die Räuber". Zuletzt wurde der Schriftsteller mit dem Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich, dem Förderungspreis für Literatur der Stadt Wien und dem outstanding artist award des BMUKK ausgezeichnet. Zu seinen Publikationen gehören die Werke "Die unsichtbaren Seiten", "Die letzte Prinzessin", "Über die Alpen", "Der Räuber" und "Puppenstille". Martin Prinz lebt in Wien.

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