

Klaus Nüchtern in FALTER 27/2019 vom 05.07.2019 (S. 30)
Man fragt sich, wann Jonathan Franzen eigentlich seine Romane schreibt, wo er doch ständig um den Globus jettet, um jene Vogelarten abzuhaken, die noch auf seiner Liste stehen: einen Krokodilwächter in Ghana, einen Kaiserpinguin im Lallemand-Fjord, eine Braunlatz-Gimpeltangare auf Jamaica. Hernach schreibt er darüber im New Yorker oder in National Geographic (wo der Großteil der hier zusammenwürfelten „Essays“, bei denen es sich meist um Reportagen handelt, erschienen ist) und kann die Reisekosten für die Antarktis-Kreuzschifffahrt (22.000 Dollar/Kabine) vielleicht wenigstens zum Teil absetzen.
Ziemlich genervt ist Franzen vom Getue um den Klimawandel. Er leugnet ihn nicht, er hält ihn bloß für unumkehrbar, weswegen der Einzelne auch genau nix dagegen tun könne. Außerdem sei noch kein einziger Vogel nachweislich dem Klimawandel zum Opfer gefallen, Abermilliarden aber Katzen und Kollisionen.