Die Einstellung

Roman
224 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783518430590
Erscheinungsdatum 14.02.2022
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
Sammlung Besser lesen mit dem FALTER - Die Bücher zum Podcast Folge 51-100
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Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
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Kurzbeschreibung des Verlags

August Becker ist der Star unter den Pressefotografen, seine Porträts sind unverwechselbar. Im aktuellen Wahlkampf um die Kanzlerschaft erhält er von einer liberalen Wochenzeitschrift den Auftrag, den Spitzenkandidaten einer populistischen Partei zu fotografieren. Ulli Popp hetzt gegen Migranten, gegen Frauen, gegen unabhängige Medien. August Becker soll den Mann hinter der Fassade von Fürsorglichkeit entlarven, seine Brutalität, seinen Zynismus, er soll den unaufhaltsam scheinenden Siegeszug seiner Partei stoppen. August verachtet Popp, er nimmt den Auftrag an, und tatsächlich gelingt ihm ein Schnappschuss, von dem er überzeugt ist, dass er den Ausgang der Wahl entscheidend beeinflussen wird – bis sich von einem Tag auf den anderen alle Gewissheiten ins Gegenteil verkehren.
Mit Witz, Ironie und Fabulierlust erzählt Doron Rabinovici in seinem neuen Roman von einer immer stärker polarisierten Gegenwart, einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft. Es geht um die Relativierung von Fakten, die Anziehungskraft des Autoritären, die Macht der Bilder. Es geht um den Kampf eines Populisten gegen einen Fotografen, der genau weiß, dass jede Aufnahme Zeugnis einer Einstellung ist.

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ISBN 9783518430590
Erscheinungsdatum 14.02.2022
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FALTER-Rezension

Ein Hammer für Nerven mit Köpfen

Klaus Nüchtern in FALTER 8/2022 vom 25.02.2022 (S. 35)

Doron Rabinovicis Roman "Die Einstellung" über einen charismatischen Rechtspopulisten macht es sich zu einfach

Als "Dichter beschnittener Zuge", als "Desinfektionsspender gegen alles Böse", der gerne um Kommentare und Interviews gebeten wird, "wenn es um Juden, Nazis oder am besten um beide auf einmal ging", wird Avi Weiss vorgestellt. Weiss ist eine nicht ganz unbedeutende Nebenfigur, mit der sich der Wiener Autor und Historiker Doron Rabinovici einen selbstironischen Cameo-Auftritt in seinem mittlerweile fünften Roman gestattet. Auch andere Personen und Konstellationen aus "Die Einstellung" lassen einen Abgleich mit der außerliterarischen Wirklichkeit zu.

So kann man etwa in dem Protagonisten August Becker Züge des Falter-Fotografen Heribert Corn entdecken. Die für das liberale Wochenmagazin Forum arbeitende Journalistin Selma Kaltak wiederum äußert sich über die Wählerschaft des charismatischen Rechtspopulisten Ulli Popp in ähnlich verächtlicher Weise, wie das Profil-Journalistin Christa Zöchling 2015 getan hat, als sie Strache-Fans am Viktor-Adler-Markt als "die hässlichsten Menschen Wiens" apostrophierte.

Popp selbst, dem Pressefotograf Becker und Journalistin Kaltak auf seiner Wahlkampftour durch Provinzstädte mit Namen wie Aschen, Grant, Sulzen und Oberfeist folgen, um ihn mit den jeweils zu Gebote stehenden Mitteln "zur Kenntlichkeit zu entstellen", ist am ehesten ein in die jüngere Vergangenheit gebeamter Jörg Haider, der Herbert-Kickl-Zitate von sich gibt und Parallelen zu Donald Trump aufweist.

Am Abend an der Theke, allein mit seinen präsumtiven Entlarvern, erweist er sich freilich als charmanter, geistreicher und sogar selbstkritischer Gesprächspartner, der sich als großer Fan von August Becker outet und diesem eine obszön hohe Summe für ein - nicht gestelltes! - Foto bietet, das er von ihm, Popp, machen möge.

Damit ist auch das Thema des Romans umrissen. Dieser dreht sich nicht zuletzt um die in den 1990ern heftig debattierte Frage, ob die Medien durch ihre ikonische Inszenierung Jörg Haiders -der Falter hatte in gut monotheistischer Manier sogar ein "Bilderverbot" verhängt -dem dämonischen Demagogen nicht in die Hände spielen würde statt diesen, wie vielfach behauptet, kritisch zu demontieren.

Ist es vorstellbar, dass ein Foto als stets nur ausschnitthafte Momentaufnahme eine "höhere" Wahrheit enthüllt? Und wo verläuft die Grenze zwischen Entlarvung und der rein agitatorischen Instrumentalisierung eines "Meuchelfotos"?

August Becker selbst ist sich da durchaus sicher und vom eigenen Tun mitunter nachgerade angeekelt. Für Ambivalenzen, auf die der gewollt doppeldeutige Titel anspielt -"ohne Standpunkt keine Perspektive" heißt es an einer Stelle -, eröffnet "Die Einstellung" aber nur wenig Raum; diese bleiben eher behauptet, als dass sie vorgeführt oder gar auserzählt würden.

In dem gut überschaubaren Geflecht aus politischer Demagogie, journalistischer Ambition und allgemeinem Opportunismus sind die fiesen Figuren aufgrund ihrer "Visage", ihres "Glatzenschädels" oder ihrer abstoßenden Gesamtphysis -"breitbeinig [ ], den Bauch nach vorne gereckt, das Gesicht rot und verschwitzt, das wolfsgraue Haar schulterlang" - meist schon aus weiter Entfernung gut erkennbar.

Für einen Polit-Thriller ist der teils schlicht unplausible Plot mit seinem forcierten Diabolus-ex-machina-Twist nicht raffiniert genug, und auch für eine Milieustudie ist "Die Einstellung" zu plakativ geraten. Als sich Selma in der Redaktionskonferenz anheischig macht, über Popp, den "Mann, der das ganze Land in Atem" hält, einen langen Artikel zu schreiben, geht "ein Raunen durch den Raum".

Ein junger Kollege wendet ein, dass es nichts bringe, Popp zu verteufeln, aber: "Bruno, der Chefredakteur, hatte eingewilligt. Er vertraue auf Selmas Gespür. Es brauche jedoch herausragende Fotos von dem Mann. Und bitte keine Polemik, ein sorgfältiges Porträt solle es werden." Ja, genauso läuft das ab in den Redaktionen des Landes.

Als sich Popp beim Anschlagen eines Bierfasses etwas ungraziös gebärdet, gelingt Becker buchstäblich ein Hammerfoto, angesichts dessen der Fotoredakteur des Forum ganz aus dem Häuschen gerät: "Ein Mörderfoto. Ein Fangschuss. Popp und der Hammer. Ein Hammer von einem Politiker. Ein Haudrauf. Genial!" Konträr zu Beckers Intentionen weiß Popp aber auch diesen Schnappschuss noch propagandistisch für seine Zwecke auszuschlachten.

Das ruft nun wieder Journalistin Marion Ettl auf den Plan, die sich ein Gspusi mit Becker angefangen hat und in ihrer quer zum Grundtenor der Leserinnenmeinung liegenden Kolumne "Ettliches" für das Boulevardblatt TO-TAL unter dem Titel "Einen Hammer haben" hammerhart mit Popp ins Gericht geht: "Anfangs habe es so ausgesehen, als mache da einer Nägel mit Köpfen und traue sich, den wahren Nerv zu treffen, aber in Wirklichkeit schlage dieser Politiker nur wild um sich. Dieses Plakat und die Parolen darauf schlügen nun dem Fass endgültig den Boden aus."

Auch wenn der Autor seiner Figur diesen Katachresenkatarakt aus satirischem Schalk diktiert haben mag, fällt das Verdikt "Schlecht gesehen, schlecht gesagt" auch auf den Roman selbst zurück. Dieser macht es sich zu einfach; so einfach, dass er den Aberdutzenden Leitartikeln, Kommentaren und Analysen, die man zum Thema Rechtspopulismus bereits gelesen hat, weder an Erkenntnis noch an ästhetischem Vergnügen Wesentliches hinzuzufügen hat.

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Über den Autor

Doron Rabinovici wurde 1961 in Tel Aviv geboren und lebt seit 1964 in Wien. Der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller und Historiker verfasst Kurzgeschichten, Romane und wissenschaftliche Beiträge. Er studierte Geschichte, Ethnologie, Medizin und Psychologie an der Universität Wien. Ab 1986 widmete er sich im "Republikanischen Club" besonder der Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus. Rabinovici wurde unter anderem der 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, das Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur, der Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik sowie der Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis verliehen. Zu den letzten Veröffentlichungen des Schriftstellers zählen "Instanzen der Ohnmacht", "I wie Rabinovici", gemeinsam mit Christian Heilbronn und Natan Sznaider "Neuer Antisemitismus?" und "Alles kann passieren" mit Florian Klenk.

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