Das Floß der Medusa

Roman
592 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783552058163
Erscheinungsdatum 30.01.2017
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Zsolnay, Paul
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?

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FALTER-Rezension

Erfrischender Mut zur Pointenlosigkeit

Sebastian Fasthuber in FALTER 4/2017 vom 27.01.2017 (S. 31)

Mit „Das Floß der Medusa“ könnte Franzobel seine literarische Laufbahn wieder auf Kurs bringen

Es begann vielversprechend. 1995 gewann Franzobel mit dem sprachspielerisch-musikalischen Text „Die Krautflut“ den Bachmann-Preis. Später entwickelte er sich in Richtung Kraut und Rüben und verfasste zuletzt am laufenden Band löwingeresk verblödelte Theaterstücke, Groschenroman-Krimis, dazwischen aber auch durchaus ambitionierte Wälzer, etwa den Roman „Was die Männer so treiben, wenn die Frauen im Badezimmer sind“ (2012), bei dem Kritiker Karl Duffek „sprachlichen Overkill (…), der trotz punktueller Virtuosität auf Dauer ermüdet“ diagnostizierte.
Franzobels vielleicht größtes Problem ist, dass sich sein Hang zum Derben und zur Zote im Lauf der Zeit zu einem veritablen Zwang ausgewachsen hat und seine literarischen Fähigkeiten zu überschatten droht. Beim neuen Roman „Das Floß der Medusa“, für den sich der Schnellschreiber ungewöhnlich viel Zeit ließ, scheint er sich deshalb selbst Schmähverbot verordnet zu haben. Eine Nebenfigur zeichnet sich zwar dadurch aus, dass sie in jeder Situation Witze erzählt. Der Witz an der Sache ist jedoch, dass ihre genervten Zuhörer sie stets unterbrechen, bevor es zur Pointe kommt.

Der Roman teilt sich Titel und Thema mit dem berühmten Gemälde von Théodore Géricault (1791–1824), das an ein unrühmliches Kapitel in der französischen Seefahrt erinnert: 1816 war das Schiff Medusa am Weg in die westafrikanische Kolonie Senegal, die England kurz zuvor an Frankreich zurückgegeben hatte, auf eine Sandbank aufgelaufen. Weil es in den Rettungsbooten zu wenig Platz für die 400 Personen an Bord – darunter der neue Gouverneur des Senegal – gab, wurden 147 davon – die Mannschaft sowie die weniger hochrangigen Passagiere – auf ein hastig zusammengezimmertes Floß verfrachtet.
Die Boote sollten es an Land ziehen, die Seile wurden allerdings bald gekappt. Für die Havarie verantwortlich zeichnete, ohne je Reue zu zeigen, Hugues Duroy de Chaumareys, eine Art Francesco Schettino seiner Zeit. Er war als treuer Royalist mit dem Kapitänsposten belohnt worden, obwohl er von der Schifffahrt so gut wie keinen Tau hatte.
Als das manövrierunfähige Floß zwei Wochen später schließlich gefunden wurde, waren noch 15 von 147 am Leben. Auch sie hatten es nur geschafft, weil sie nach dem raschen Aufbrauchen der Vorräte an Zwieback zu Kannibalen geworden waren. Manche Menschen auf dem Floß waren aus Hunger verendet und dann aufgefressen worden, andere wurden bewusst abgeschlachtet. Als letztes Mittel gegen das Verdursten wiederum diente Eigenurin.

Franzobel setzt den Stoff, der auch schon Julian Barnes und Peter Weiss beschäftigt hat, als düsteren Abenteuerroman um. Das Geschehen kreist untergründig um die Frage, was den Menschen ausmacht und was es braucht, damit er alles Menschliche verliert. Der allwissende Erzähler stößt den Leser aber nicht mit der Nase auf die offensichtlichen Parallelen zu den heutigen Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer und verliert sich auch nicht in Exkursen oder erzähltheoretischen Reflexionen.
Er achtet einfach darauf, die Handlung, die von ein bisschen Sex bis ganz viel Crime alles hat, was ein fesselnder Plot braucht, voranzutreiben und seine Geschichte nicht selbst auf eine Sandbank zu steuern. Franzobel gelingt dabei eine Reihe denkwürdiger Figuren, die man sich länger merken wird: etwa der Jugendliche aus gutem Haus, den naive Abenteuerlust auf die Medusa geführt hat und der sich nach Startschwierigkeiten als erstaunlich zäh erweist; oder der Rationalität und den Geist der Wissenschaft verkörpernde Schiffsarzt, der sich irgendwann entscheiden muss, ob er weiter seinen Prinzipien treu bleiben (und sterben) oder auch vom Menschenfleisch essen soll.
Manche Länge sieht man dem Autor gern nach. Am Ende steuert er das Ding sicher in den Hafen.

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Über den Autor

Franzobel (eigentlich Stefan Griebl), geboren 1967 in Vöcklabruck, studierte Germanistik und Geschichte in Wien. Bis 1991 war er als bildender Künstler mit gelegentlichen Ausstellungen unter dem Pseudonym "Franz Zobl" tätig. Anschließend verfasste Franzobel als freier Schriftsteller zahlreiche Theaterstücke, Prosatexte sowie Lyrik, Romane und Kinderbücher. Zuletzt erschienene Werke beinhalten "Rechtswalzer", "Die Eroberung Amerikas", "Das Floß der Medusa" und "Sarajevo 14 oder Der Urknall Europas". Der Schriftsteller wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Arthur-Schnitzler-Preis, dem Nicolas-Born Preis und dem Fine Crime Award. Franzobel lebt in Wien.

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