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Kurzbeschreibung des Verlags
Nach »Das Floß der Medusa« und »Die Eroberung Amerikas« erzählt Franzobel in »Hundert Wörter für Schnee« die abenteuerliche Geschichte der Eroberung des Nordpols.
Im Herbst 1897 bringt der US-amerikanische Entdecker und Abenteurer Robert Peary sechs Inughuit, so der Name der im Norden Grönlands lebenden Menschen, auf einem Dampfschiff nach New York. Untersucht sollen sie werden, vor allem aber ausgestellt und hergezeigt. Vier von ihnen sterben schnell an Tuberkulose, einer wird zurückgebracht – der neunjährige Minik aber bleibt. Seine Geschichte – Taufe, Schule, betrügerischer Pflegevater, Flucht – sorgt für Schlagzeilen. In Franzobels Roman wird Minik nicht nur zum Spielball zwischen der zivilisierten amerikanischen Kultur und der angeblich primitiven eines Naturvolkes. Sein Schicksal ist ein Heldenlied auf den Überlebenskampf eines beinahe ausgestorbenen Volkes, das bewiesen hat, wie der Mensch selbst in der unwirtlichsten Gegend überleben kann.
Donald Trump will Grönland in die USA eingliedern, es geht um Rohstoffe und geopolitische Macht. Beinahe unschuldig wirkt dagegen das Motiv des Polarforschers Robert Peary (1856-1920), der sich vor 140 Jahren erstmals nach Grönland aufmachte und über Jahrzehnte versuchte, als erster Mensch den Nordpol zu erreichen: Er wollte Ruhm.
Peary ist eine der Hauptfiguren von Franzobels "Hundert Wörter für Schnee". Der österreichische Schriftsteller mit dem Hang zum Barocken hat in historischen Abenteuerromanen seine bevorzugte Erzählform gefunden. Er recherchiert ausgiebig, lässt sich beim Schreiben aber auch gern vom Wind der Fantasie davontragen.
Oder wie kann es sonst sein, dass Pearys Widersacher - der Arzt und Entdecker Frederick Cook -in böhmischem Idiom spricht?"Man mecht sagen, da oben ist die Zeit gefroren. Mich iberkam ein Gefiehl, kennt man nicht beschreiben " Peary derweil ist der Mann des rollenden r: "Eine fürrrchterrrliche Gegend, unfrrruchtbar, windig und arrrschkalt."
Während Franzobel die Entdecker also als Knallchargen besetzt und so manches Kapitel wie eine Aneinanderreihung von erstaunlichen Begebenheiten und Kabarettnummern vor den langsam ermüdenden Augen des Rezensenten vorüberzieht, kommt in der zweiten Hälfte des Romans plötzlich Hoffnung auf.
Hier konzentriert sich die Erzählung auf Minik. Der Bursche ist einer von sechs Inughuit, einer Gruppe indigener Grönland-Inuit, die Peary nach New York mitgenommen hat, um sie dort auszustellen. Minik überlebt in dem neuen Klima als Einziger. Nicht mehr Grönländer, aber auch nicht Amerikaner, ereilt ihn freilich ein trauriges Schicksal.
Wenn er will, kann Franzobel auch bittere Komik -und das steht dem Roman gut an. Doch um so weit vorzudringen, muss man es erst durch unzählige Zoten, Beschreibungen der Brüste der Inughuit-Frauen und müde Peniswitze schaffen: "Ich habe auch ein Rohr."
Franzobel (eigentlich Stefan Griebl), geboren 1967 in Vöcklabruck, studierte Germanistik und Geschichte in Wien. Bis 1991 war er als bildender Künstler mit gelegentlichen Ausstellungen unter dem Pseudonym "Franz Zobl" tätig. Anschließend verfasste Franzobel als freier Schriftsteller zahlreiche Theaterstücke, Prosatexte sowie Lyrik, Romane und Kinderbücher. Zuletzt erschienene Werke beinhalten "Rechtswalzer", "Die Eroberung Amerikas", "Das Floß der Medusa" und "Sarajevo 14 oder Der Urknall Europas". Der Schriftsteller wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Arthur-Schnitzler-Preis, dem Nicolas-Born Preis und dem Fine Crime Award. Franzobel lebt in Wien.