Unter der Drachenwand

Roman
480 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446258129
Erscheinungsdatum 10.01.2018
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Veit Kolbe verbringt ein paar Monate am Mondsee, unter der Drachenwand, und trifft hier zwei junge Frauen. Doch Veit ist Soldat auf Urlaub, in Russland verwundet. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist seine Hoffnung, dass irgendwann wieder das Leben beginnt. Es ist 1944, der Weltkrieg verloren, doch wie lang dauert er noch? Arno Geiger erzählt von Veits Alpträumen, vom "Brasilianer", der von der Rückkehr nach Rio de Janeiro träumt, von der seltsamen Normalität in diesem Dorf in Österreich – und von der Liebe. Ein herausragender Roman über den einzelnen Menschen und die Macht der Geschichte, über das Persönlichste und den Krieg, über die Toten und die Überlebenden.

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FALTER-Rezension

Sehnsucht nach dem Herzensland

Sebastian Fasthuber in FALTER 1-2/2018 vom 12.01.2018 (S. 31)

Gewalt bestimmt das Bild des 2. Weltkriegs. Arno Geiger hingegen erzählt filigran vom Warten auf das Ende

Dieser Roman über das Jahr 1944 hält den Ball flach. Der Mann aus Braunau wird darin „H.“ oder „der F.“ genannt und nur dann erwähnt, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Auch der Holocaust und die großen Schlachtfelder sind bloß am Rande Themen von „Unter der Drachenwand“. Ein junger Mann versteckt sich darin am Mondsee im Salzkammergut vor dem ihm zunehmend verhassten Krieg.
Lediglich die ersten paar Seiten spielen an der Front in Russland. Irgendwo am Dnjepr haben Veit Kolbe während eines Rückzugsmarschs ein Paar Granatsplitter erwischt. Die Verletzung bereitet große Schmerzen, aber es hätte schlimmer kommen können. Die Hauptsache ist: „Das unbeschreibliche, mit nichts zu vergleichende Gefühl, das man empfindet, wenn man überlebt hat.“ Er wird in ein Lazarett im Saargebiet gebracht und darf schließlich bis zu seiner Genesung heim nach Wien.
Zu Hause fühlt er sich dort nicht. Die Gespräche mit den Eltern empfindet er als beklemmend, der Vater schwingt noch immer Reden über die Notwendigkeit des Krieges, der Sohn indes fühlt sich um seine Zukunft gebracht. Er konnte gerade noch maturieren, ehe er 1939 zum Militärdienst eingezogen wurde. In einer weniger großen Zeit hätte er inzwischen schon ein Hochschulstudium absolvieren können, hadert er mit seinem Schicksal.
Der Protagonist von Arno Geigers Roman ist eine vielschichtige Figur. Man könnte ihn als ängstlichen Menschen bezeichnen, der seine Schritte vorsichtig und bewusst setzt. Wenn es die Umstände erfordern, kann er jedoch aus der Rolle fallen und riskant agieren – so gelingt es ihm mit einem Trick, ein paar Monate länger krankgeschrieben zu werden.
Den Krieg scheint Veit zunächst nicht grundsätzlich zu hinterfragen, vielmehr wirkt er persönlich beleidigt, daran teilnehmen zu müssen. Seine Flucht ist denn auch kein heldenhafter Akt des Widerstands, sondern in erster Linie ein Abhauen aus der ihm unerträglichen Atmosphäre der elterlichen Wohnung. Wieder hat der auch naive Züge tragende Veit im richtigen Moment eine gute Idee: Er zieht nach Mondsee, wo er unter dem Schutz seines Onkels steht, eines gemütlich-opportunistischen Schreibtischtäters.

Zwar ist auch auf dem Land von allem zu wenig da und die Kälte des rauen Winters 1944 besonders spürbar, aber hier hat Veit Zeit, um sich auszukurieren. Er schläft viel, unternimmt Spaziergänge, macht einer kühlen Lehrerin den Hof und wird abgewiesen. Sein Zimmer hat er über einem Schweinestall, mit der „Quartiersfrau“ ist auch nicht gut Kirschen essen. Dafür freundet er sich langsam mit seiner Nachbarin an, einer jungen Frau mit Baby, die zunächst nur „die Darmstädterin“ und später Margot heißt.
Die Liebe in Zeiten des Krieges ist nicht überschwänglich. Sie kommt – für Veit zumindest – überraschend. Zuerst greifen die beiden sich nur gegenseitig unter die Arme, dann merken sie, dass sie gut miteinander auskommen, der Rest ergibt sich wie von selbst: „Margot und ich blieben liegen, redeten, schmusten (…). Zwei, die für einige Zeit ihre Ruhe gefunden hatten, eine Ruhe, die nicht, wie so oft, mit Verlassenheit zu tun hatte, sondern mit Geborgenheit.“
Das ist schön, und doch scheint der Roman eine Zeitlang nicht recht von der Stelle zu kommen. Das ist allerdings weniger die Schuld des Autors als des Lesers. Kurz gesagt: Man ist von tausend Romanen, Filmen, Sachbüchern und Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg derart verdorben, dass es einem bisweilen nach ein wenig Action und Blut gelüsten würde. Das legt sich aber nach ein-, zweihundert Seiten. Wer sich auf das gemächliche Erzähltempo von „Unter der Drachenwand“ eingroovt, wird am Ende belohnt.

So vermittelt dieses Buch ein Gefühl davon, wie das Leben im Krieg gewesen sein mag – nicht das Kämpfen, sondern der Alltag, den es zwischen einem Bombenalarm und dem nächsten ja ebenfalls gab. Der Zweite Weltkrieg war nicht nur schrecklich, er war auch schrecklich lang. Arno Geiger erzählt vom Warten darauf, dass er endlich aufhört.
Die Figuren gehen damit unterschiedlich um. Die böse Vermieterin verliert nach und nach die Nerven. Ihr Bruder, der nur „der Brasilianer“ genannt wird, weil er vor dem Krieg in Südamerika lebte, kümmert sich aufopfernd um seine Pflanzen und träumt davon, noch einmal sein Herzensland zu sehen; er hat freilich keine guten Karten, ist er doch der Einzige in dem Figurengemenge, der öffentlich auszusprechen wagt, was er von H. hält. Ein frühreifes Mädchen aus einer Wiener Schulklasse, die nach St. Lorenz am Mondsee (in den exotisch klingenden Ortsteil Schwarzindien) verlegt wird, verzehrt sich vor Sehnsucht nach ihrem Liebsten und verschwindet plötzlich.

All dies wird aus Veits Perspektive geschildert. Der Autor fügt noch drei weitere Erzähler ein: den Freund des Mädchens, die Mutter der Darmstädterin und einen Wiener Juden, der mit Frau und Kind nach Budapest flieht. Sie alle kommen in Form von Briefen zu Wort. Das wirkt ein wenig pflichtschuldig, so als solle der Roman unbedingt alles abdecken. Letztlich führen diese Stimmen aber auf anrührende Art vor Augen, wie die Menschen im Krieg verzweifelt versuchten, Kontakt zu halten.
Arno Geiger will das Leben im Krieg zeigen und nicht erklären. Ein Rest bleibt sowieso immer in der Schwebe. Auf der formalen Ebene reflektiert er das durch das Einziehen von Schrägstrichen wie in einem Gedicht. Man kann diese als Behauptung lesen, dass zwischen Punkt und Absatz noch etwas existiert. Und als Zeichen dafür, wie weit der Autor seine filigrane Kunst mittlerweile ausgearbeitet hat.

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Über den Autor

Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger wurde 1968 in Bregenz geboren und lebt in Wolfurt und Wien. Nachdem er Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert hatte, veröffentlichte er 1997 seinen ersten Roman "Kleine Schule des Karussellfahrens". 2005 wurde Geiger der Deutsche Buchpreis für seinen Roman "Es geht uns gut" verliehen. Zuletzt erschienen im Hanser-Verlag unter anderem "Der Hahnenschrei", "Unter der Drachenwand", "Es geht uns gut", "Anna nicht vergessen" und "Das glückliche Geheimnis". Geiger erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Hebel-Preis, den Hölderlin-Preis, den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung, Joseph-Breitenbacher-Preis und den Rheingau Literatur Preis.

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