Reise nach Laredo

Roman
272 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446281189
Erscheinungsdatum 19.08.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Was bleibt, wenn man nicht mehr ist, was man ein Leben lang war? Der neue große Roman von Arno Geiger über das, worauf es im Leben wirklich ankommt: die Freundschaft, die Liebe und das Loslassen.

„In jedem Menschen steckt ein zurückgetretener König.“ Karl hat sich in ein abgelegenes Kloster in Spanien zurückgezogen. Er ist krank und wartet auf sein Ende. Doch dann begegnet er dem elfjährigen Geronimo, und gemeinsam beschließen sie, davonzureiten, nachts, auf Pferd und Maulesel. Sie geraten in wilde Abenteuer, finden Weggefährten auf dem Weg nach Laredo. Karl lernt kennen, was er trotz Macht, Ruhm und Reichtum bisher nicht hatte: Freundschaft, Liebe, Unbeschwertheit und die Freiheit, die es bedeutet, nur im Moment zu leben. "Reise nach Laredo" ist ein fantastischer, magischer Roman über das Loslassen, über das, worauf es im Leben ankommt – und vor allem eine mitreißende Geschichte.

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ISBN 9783446281189
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Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Karl V., klasser Kerl

Klaus Nüchtern in FALTER 35/2024 vom 30.08.2024 (S. 29)

Arno Geigers neuer Roman schickt den abgedankten Kaiser auf eine "Reise nach Laredo" und tut sich mit der Sprache schwer

Man schreibt das Jahr 1558, Karl ist nicht so alt wie die Welt, aber so alt wie das Jahrhundert, ziemlich genau." Ein tadelloser erster Satz, den Arno Geiger in seinem jüngsten Roman allerdings erst nach sieben Seiten anbringt. "Jemand, der so aussieht, ist fast so alt wie die Welt", heißt es einen Absatz davor, und die physische Hinfälligkeit des einstigen Kaisers des Heiligen Römischen Reiches und Königs von Spanien liefert der "Reise nach Laredo" das Leitmotiv.

Geplagt von Hämorrhoiden, gezeichnet von der Gicht -weil er zu viel vom Falschen fresse, wie er selbst einmal grimmig anmerkt -hat sich der Enkel Maximilians I. nach seiner Abdankung drei Jahre zuvor ins Kloster San Jerónimo de Yuste zurückgezogen und blickt, schwankend zwischen Langeweile und Melancholie, auf sein Leben zurück.

Das historische Setting ist verbürgt, das Personal -Beichtvater, Leibarzt und Majordomus -wird mit Klarnamen genannt. Die literarische Freiheit beginnt in dem Moment, in dem Karl aus der selbstgewählten Enklave ausbüxt; begleitet vom elfjährigen Geronimo, seinem illegitimen Sohn, der von seiner Abstammung nichts weiß.

Weil der Alte aber schon so weh beinander ist, dass er nicht einmal mehr aufs Pferd kommt, teilt ihm der Bub ein Maultier zu, wohingegen er selbst die Reise hoch zu Ross antritt. Klar, dass hier das ikonische Double Don Quichote und Sancho Panza aufgerufen werden soll, bloß dass der Autor mit ironischem Augenzwinkern die Hierarchien ins Wanken bringt, indem er den Ranghöheren aufs falsche Pferd setzt.

Das ungleiche Gespann Karl und Geronimo rettet unterwegs ein Geschwisterpaar vor einem Lynch-Mob, durch Honza und dessen jüngere Schwester Angelita wächst das Reiseduo zum Quartett. Die beiden sind Cagots, Angehörige einer in Spanien und Frankreich über Jahrhunderte diskriminierten Bevölkerungsgruppe, der allerlei Laster und Beeinträchtigungen zugeschrieben wurden.

Als Verfolgte, die gegen ihr Schicksal aufbegehren, bilden sie kämpferische Kontrastfiguren zum hinfälligen Ex-Kaiser, der sich, weitgehend schambefreit und der eigenen Hässlichkeit bewusst, fragt, wie viel Zeit er noch hat und was von ihm bleiben wird. Vor allem aber quält ihn angesichts der jungen und um so vieles vitaleren Menschen, von denen er auf einmal umgeben ist, die Vorstellung verpassten und vertanen Lebens.

Gerade zu Beginn des Romans, der ganz auf die Bresthaftigkeit Karls fokussiert, sind Geiger einige beeindruckend starke Szenen geglückt. Es gelingt ihm allerdings nicht, über die ganze Strecke des Romans ein überzeugendes, historisch kohärentes Idiom zu etablieren.

Jemand bekommt "die Abführung", ein anderer lässt "eine irdene Schale" fallen oder flucht "Kotzdonner"; dann wieder nennt Angelita Karl einen "klassen Kerl", sucht man eine "alternativlose Spelunke von geringster Relevanz" auf; und der Begriff der "Autobiografie", an der Karl hier arbeitet, ist erst im 18. Jahrhundert belegt. Das sind aber nicht die einzigen sprachlichen Ungereimtheiten und Defizite, an denen der wortreiche Roman laboriert. Eine Bürde von Beginn an ist der exzessive Einsatz von Wie-Vergleichen, gerne in Kombination mit Tierarten.

Karls Fieber kommt und geht "wie ein halbzahmer, manchmal zum Haus schleichender Fuchs"; der Mann selbst ist nicht nur "mürrisch wie ein seit Jahren angebundener Bär", er tanzt auch "wie ein eben aus dem Winterschlaf erwachter Bär", liegt in der Wärme "wie eine Eidechse", ja selbst seine Uhren, die der obsessive Sammler erworben hat, sind fett geworden "wie Hühner, die gierig Minuten und Stunden aufgepickt haben".

So etwa ab Seite 180, nach rund zwei Dritteln des Textes also, dürfte das Lektorat überhaupt das Handtuch geworfen haben. Die besagte Spelunke geringster Relevanz leidet unter dem Regime ihres aufdringlichen und anlassigen Betreibers, der Angelita "mit Kennermiene" prüft, worauf diese "vorsorglich die Hände zurück[schwingt], um ihren Hintern abzuschirmen".

Die Stimmung wird zusehends ausgelassener, und auch der ennuyierte Ex-Monarch erschunkelt sich etwas von der Lebensfreude, die der Jugend geradezu unbegrenzt zur Verfügung zu stehen scheint: "Das Mädchen glühte von der Anstrengung und vom Glück, das sie tanzend in sich erzeugt hatte, wie ein Alchemist Gold erzeugt, ein Koch Mus und ein Schuster Schuhe. [] Das alles kam Karl erstaunlich vor."

Auch der Leser wundert sich. Nicht nur über das Fabelwesen eines Greifs, der mit einem jähen, aber auch folgenlosen Schwenk ins Fantastische ganz reale Gestalt annimmt, sondern auch über die schludrige Sprache, die eine Reihe von schiefen Bildern und hohlen Phrasen generiert, etwa wenn ein "vom Blitz gespaltener Baum [ ] seine Zerrissenheit offen zur Schau" stellt.

Karl V. wird - spoiler alert! - das Jahr 1558 nicht überleben, aber für ein paar Momente eine gute Zeit haben. Und danach? Nun ja: "Mit Jenseits und Unsterblichkeit ist es so eine Sache. Weil der Tod ein unlösbares Rätsel ist, hat irgendwer es durch ein hinter dem Tod platziertes anderes Rätsel ersetzt, abgeschirmt vom vorne liegenden Rätsel, so dass man das dahinter liegende Rätsel nie wird lösen können." Luzider kann man es kaum ausdrücken.

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Über den Autor

Der österreichische Schriftsteller Arno Geiger wurde 1968 in Bregenz geboren und lebt in Wolfurt und Wien. Nachdem er Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert hatte, veröffentlichte er 1997 seinen ersten Roman "Kleine Schule des Karussellfahrens". 2005 wurde Geiger der Deutsche Buchpreis für seinen Roman "Es geht uns gut" verliehen. Zuletzt erschienen im Hanser-Verlag unter anderem "Der Hahnenschrei", "Unter der Drachenwand", "Es geht uns gut", "Anna nicht vergessen" und "Das glückliche Geheimnis". Geiger erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Hebel-Preis, den Hölderlin-Preis, den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung, Joseph-Breitenbacher-Preis und den Rheingau Literatur Preis.

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