Das Paradies der Ungeliebten

Ein Schauspiel
115 Seiten, Taschenbuch
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Reihe edition suhrkamp
ISBN 9783518124901
Erscheinungsdatum 02.10.2006
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
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Suhrkamp Verlag AG
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
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Kurzbeschreibung des Verlags

Das Stück spielt in »Dänemark«, also »hier«, im Biotop staatspolitischer Fäulnis. Die Politik hat abgedankt, die Politiker haben keine Macht mehr, nur noch Ämter. Die Figuren – der hilflose Regierungschef, der besessene Vize, der demagogische Oppositionsführer, der gescheiterte Schauspieler, der in die Politik gewechselt ist, aber auch einen Politiker nicht glaubhaft darstellen kann, sie alle tragen die Namen der dänischen »Europameister« von 1992. Aber sie meistern Europa nicht. Sie lassen sich wählen – um dann, lethargisch oder eitel, ihre Verantwortung auf die »Sachzwänge« abzuwälzen. Ein politischer Fieberkopf, der die politischen Phrasen mit dem verwechselt, was sie einst bedeutet hatten, plant ein Attentat. Aber was ist ein politischer Mord, wenn die Politik längst schon tot ist? Ein historisches Zitat? Eine Farce?

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FALTER-Rezension

Ein Auswärtsspiel

Wolfgang Kralicek in FALTER 41/2006 vom 13.10.2006 (S. 65)

Weil das Burgtheater Robert Menasses erstes Theaterstück nicht spielen wollte, wurde "Das Paradies der Ungeliebten" in Deutschland uraufgeführt. Der "Falter" war dabei.

Woran erkennt der Dichter, wer seine wahren Freunde sind? Daran, dass sie sogar nach Darmstadt fahren, um bei der Uraufführung seines ersten Theaterstücks die Daumen zu drücken. Vergangenen Samstag, bei der Premiere von Robert Menasses Dramatikerdebüt "Das Paradies der Ungeliebten" im Staatstheater Darmstadt, haben sich der Lyriker Robert Schindel, der Philosoph Konrad Paul Liessmann und der Sonderzahl-Verleger Dieter Bandhauer als wahre Freunde erwiesen. Auch ein paar Kritiker sind aus Wien angereist; neben dem Falter sind die Apa und News anwesend. Die Ösi-Dichte ist an diesem Abend in Darmstadt also ungewöhnlich hoch; dafür lassen die Einheimischen etwas aus. Im Parkett sind etliche Plätze frei, unter anderem zwei in der ersten Reihe: Der Oberbürgermeister (SPD) und seine Frau schwänzen.

Normalerweise seien die Premieren hier immer ausverkauft, erklärt mein Sitznachbar, ein erfahrener Darmstädter Premierenabonnent. Die leeren Sitze führt er auf die Angst des Publikums vor neuer Literatur zurück. "Wenn sie das "Weiße Rössl" spielen, ist jeder Platz doppelt besetzt!" Das hessische Darmstadt, Heimat Georg Büchners, hat zwar nur knapp 140.000 Einwohner, das Staatstheater aber - ein kühler Siebzigerjahrebau, der gerade aufwendig renoviert und umgebaut wurde - ist vergleichsweise riesig. Allein das "Kleine Haus", wo die Menasse-Premiere stattfand, fasst 482 Zuschauer. Auf der deutschen Theaterlandkarte ist Darmstadt dennoch der Provinz zuzuordnen; das Theater steht, wie die Stadt, im Schatten des nur ein paar S-Bahn-Stationen entfernten Frankfurt.

Dass Menasses Erstling hier uraufgeführt wurde, ist auch deshalb erstaunlich, weil das Stück von innenpolitischen Zuständen handelt, die deutlich an Österreich kurz vor der "Wende" erinnern. Oder täuscht das etwa? "Das Stück war nie eine Reaktion auf irgendwelche innerösterreichischen Phänomene oder Probleme. Das war ein historischer Zufall", beteuert der Autor in einem am Premierentag erschienenen Interview mit dem Darmstädter Echo. Der Mord an dem niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn etwa habe ihn mindestens so sehr interessiert wie der Rechtsruck in Österreich. "Grundsätzlich ging es mir um ein europäisches Gesamtproblem: das Wegdämmern unserer Demokratien."

Angesiedelt ist das Stück in "Dänemark", die Personen der Handlung sind nach Mitgliedern der legendären dänischen Mannschaft benannt, die 1992 Fußballeuropameister wurde. Das ändert aber nichts daran, dass man fast jede Figur des Stücks einem real existierenden österreichischen Politiker zuordnen kann. Kanzler Flemming Povlsen trägt die Züge von Viktor Klima, Vizekanzler Claus Christiansen ist Wolfgang Schüssel nachempfunden, der modebewusste rechte Demagoge Peter Schmeichel erinnert an Jörg Haider, und der christlichsoziale Abgeordnete und Exschauspieler Lars Olsen ist natürlich eine Morak-Parodie. Sogar für den linken Journalisten Brian Laudrup, der mit einem "Tyrannenmord" kokettiert, gibt es ein reales Vorbild: Die Figur ist dem langjährigen Forvm-Herausgeber Gerhard Oberschlick nachempfunden; Agora heißt Laudrups Zeitschrift, wie Oberschlick hat er gegen den Rechtspolitiker einen Presseprozess gewonnen.

Kurioserweise führte gerade die Nähe des Dramas zu den österreichischen Verhältnissen dazu, dass es in Deutschland uraufgeführt wurde. Das Stück wurde als Auftragswerk für das Burgtheater geschrieben, wo man nach längerem Ringen aber beschlossen hatte, es nicht zu spielen - unter anderem deshalb, weil es zu "kabarettistisch" und nicht mehr "brisant" genug sei. (Der gekränkte Autor forderte Burgtheaterdirektor Klaus Bachler daraufhin zum Rücktritt auf.) Nach der Absage des Burgtheaters waren die Rechte wieder frei, aber auch keine andere österreichische Bühne interessierte sich für die Uraufführung. Deshalb: Darmstadt.

Außer den paar Österreichern im Publikum erkennt hier natürlich keiner die innenpolitischen Anspielungen; das gilt offensichtlich auch für Regisseur Hermann Schein, der alle Figuren "gegen den Typ" - also weit weg von ihren Vorbildern in der Wirklichkeit - besetzt hat. Während der österreichische Betrachter automatisch zu vergleichen beginnt (der echte Morak zum Beispiel ist wesentlich lustiger!), sehen die Darmstädter einfach eine Politfarce, die anscheinend auch so "funktioniert". Wenn etwa Kanzler Povlsen für einen Fotografen des Magazins Bros (= News) in roten Boxhandschuhen und Ölzeug posiert, wird herzhaft gelacht. Die Zuschauer halten diese Szene wahrscheinlich für einen besonders originellen Einfall des Autors.

Die Inszenierung bleibt nahe an der Vorlage und ist - weil kaum gestrichen wurde - auch etwas zu lang. Dass es insgesamt dennoch ein recht kurzweiliger Abend ist, liegt an einer starken Ensembleleistung (allen voran Harald Schneider als Flemming Povlsen und Matthias Kleinert als Peter Schmeichel), aber auch am Text, der ein paar ziemlich witzige Szenen zu bieten hat.

Haben die österreichischen Theater die "eigenwillige Mixtur aus Shakespeare und Dario Fo" (so Menasses selbstbewusste Definition seines Stücks) also verkannt? Jein. Es gibt schon auch gute Gründe, das "Paradies der Ungeliebten" nicht zu spielen. Die Handlung ist sehr schematisch, die Figuren sind thesenhaft angelegt, die Dialoge klingen oft verdächtig nach Essay, und einen richtigen Schluss hat das Ganze auch nicht. Auch in Darmstadt fallen die Dramatiker eben nicht vom Himmel.

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Über den Autor

Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren. Er absolvierte ein Studium der Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Anschließend lehrte er sechs Jahre lang an der Universität São Paulo und hielt vor allem Lehrveranstaltungen über philosophische und ästhetische Theorien ab. Seit 1988 lebt Menasse als bekannter Romancier und Essayist zumeist in Wien. Seine erste Publikation "Nägelbeißen" erschien 1973 in der Zeitschrift "Neue Wege". Zu den bedeutendsten Werken Menasses zählt die "Trilogie der Entgleisung", welche sich aus "Sinnliche Gewissheit", "Selige Zeiten, brüchige Welt", "Schubumkehr" und der Nachschrift "Phänomenologie der Entgeisterung" zusammensetzt. Bekanntheit als Essayist erlangte er mit "Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik" oder "Das Land ohne Eigenschaften". Für sein Werk wurden dem Schriftsteller unter anderem der Hölderlin-, Doderer-, Kaschnitz- und Fried-Preis sowie der Österreichische Kunstpreis verliehen.

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