Don Juan de La Mancha oder Die Erziehung der Lust

Roman
274 Seiten, Hardcover
€ 24.7
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783518419106
Erscheinungsdatum 13.08.2007
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags

"Man kann nur mit der ersten Frau oder mit der letzten glücklich werden", sagt der Vater und faßt so das Dilemma des Verführers zusammen. Auch Nathan, der nie ganz aus seines Vaters Schatten getretene Sohn, ist ein Verführer. Schnell sind wir ihm verfallen, dem melancholischen, tragikomischen Wiederholungstäter im ritterlichen Kampf um die Rettung der Liebe. Und schnell sympathisieren wir mit den unverwechselbaren Frauen, die seinen Weg kreuzen.



Nathans Vater suchte sein Glück bei den Frauen, Nathans Mutter fand ihr Unglück bei den Männern. Nathan bricht auf in die Welt, um alles ganz anders zu machen. Was macht er ganz anders? Nichts. Nur die Bedingungen haben sich geändert, die Ansprüche. Nathan, bei seiner Zeitung zuständiger Redakteur für das Ressort „Leben“, verkörpert die Generation der Nach-68er. Unter dem Diktat der Emmas und Bettys darf er seine Männlichkeit zwar ausleben, aber nicht mehr genießen.

Mehr Informationen
ISBN 9783518419106
Erscheinungsdatum 13.08.2007
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Suhrkamp
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Suhrkamp Verlag GmbH
Torstr. 44 | DE-10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

"Ich würgte die Schlange"

Klaus Nüchtern in FALTER 32/2007 vom 10.08.2007 (S. 50)

In "Don Juan de la Mancha" macht sich Robert Menasse auf die Suche nach der Lust.

Priapisch kess ragt eine rote Chilischote aus dem Glas - der neue Roman von Robert Menasse sieht aus, als würde er in jenes Regal gehören, das in pfiffigen Buchhandlungen Literatur für "Freche Frauen" bereithält. Hat man sich aber erst einmal durch die kalkulierte Derbheit der Eingangspassage gelesen, auf die der Umschlag kokett anspielt, merkt man schnell, dass das Zielpublikum eher müde Männer und bedauernswerte Buben sind.

Das ist zunächst einmal sympathisch, denn trotz des Reigens an Frauen, mit dem es Nathan, der Held, zwischen den Laken zu tun hat - die penetrationsabholde Alice, die geile Barbara, die nach Mottenkugeln (Scheidenpilz!) muffelnde Beate und die nach Achselschweiß stinkende Betty, die fürs Gemüse zuständige Christa, die altmodische Helga, die obszöne Margit, die seriöse Martina, die ejakulierende Niki, die schluckende Steffi und die schamhafte Traude -, ist "Don Juan de la Mancha" kein sexualprotzerischer Machoroman, aber auch kein penetrantes Frauenversteherbuch. Die Einsicht, dass man im Umgang mit dem anderen Geschlecht unvermeidbar auch Langeweile und Schmerz erfährt, ist kein zynisches Bonmot, sondern schierer Realismus. Zeitgeschichtlich präzise wird am Beispiel der Spät- und Post-68er die Frage abgehandelt, warum es so schwer ist, Lust zu erleben, die sich selbst genügt, und nicht erst die Befreiung des Proletariats, der Frau oder der Menschheit zur Voraussetzung beziehungsweise zum Ziel hat. Hier zeichnet sich auch eine kleine ästhetische Absetzbewegung vom geschichtsphilosophischen Thesenroman ab, dem der Autor bislang stark verpflichtet war: "Ich will die Geschichte nicht neu bewerten. Ich will über die Geschichte nichts anderes sagen können, als: Es ist Geschichte."

Die Kombination von Wilhelm Reichs Anleitung zum richtigen Orgasmus mit Uriah Heeps "Easy Living" produzierte in den Siebzigerjahren nicht notwendig Leichtlebigkeit. Und wie schon in Menasses Opus magnum, "Die Vertreibung aus der Hölle" (2001), gibt es auch im jüngsten Roman einige luzide Szenen, in denen die terroristischen Schattenseiten einer antiautoritären Bewegung sichtbar werden, die nicht viel weniger selbstherrlich ist als das Objekt ihrer Attacke.

Leider konzentriert sich der Roman nicht auf diese Periode, sondern liefert - in der narrativen Klammer von Gesprächen mit einer Therapeutin ("dick und herrisch" und der "Inbegriff einer jüdischen Mamme") - unter anderem auch einen Abstecher ins brennende Paris des Jahres 2005, bei dem Nathan weder seiner ehemaligen Geliebten noch dem französischen Spitzenkoch begegnet, den er im Auftrag seiner Zeitung treffen soll, sondern nur einer albernen Nebenfigur. Auch die erzählökonomische Notwendigkeit, beide Elternteile innert fünf Seiten husch, husch ins Grab zu befördern, ist mehr als undurchschaubar, sintemal ein offenbar durchgeknallter Arzt den letalen Sturz vom Pferd mit der schauerlich saloppen Diagnose kommentiert: "Sie war tot, schneller als Sie knacks sagen können (sic!)."

Sprachlich läuft der Roman ohnehin immer wieder aus dem Ruder. "Ist die Lustlosigkeit zu wenig Grund, um an Sex desinteressiert zu werden", wie es da heißt? Nein, sie wäre - auf Deutsch - bloß kein hinreichender Grund, das Interesse am Sex zu verlieren. Ungelenke Formulierungen ("Da kam ich wieder einmal in Konflikt mit den Weltenläuften (sic!)") stehen neben Pleonasmen ("physischer Muskel"); banal-abgeschmackte Vergleiche ("Die Zeiten waren Dali-Uhren. Sie schmolzen weg") neben völligem Unfug: "Man kann den ersten Blick morgens einschalten wie eine Kaffeemaschine, und alles, was in die Wahrnehmung tröpfelt, geht durch diesen Filter." Und so sehr sich der Roman um die Vermeidung von Klischees bemüht, treibt der Kitsch doch gerade auf dem Feld des Eros die seltsamsten Blüten: "Ihre kleinen festen Brüste, wie die Bäuche von Vögeln, die aus dem Nest gefallen waren. Ihre langen Wimpern, wie schwarze Schmetterlinge. Ein trauriges Paradies. Und ich würgte die Schlange."

Dass der Erzähler sich dann über die stilistischen Defizite von "Altmännerliteratur" ereifert, ist schon eine rechte Chuzpe. Wer Autoren wie Philip Roth und John Updike ans Gemächt geht, sollte sich der eigenen literarischen Potenz schon sehr sicher sein. Hiezu ist freilich kein hinreichender Grund vorhanden.

weiterlesen
Über den Autor

Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren. Er absolvierte ein Studium der Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Anschließend lehrte er sechs Jahre lang an der Universität São Paulo und hielt vor allem Lehrveranstaltungen über philosophische und ästhetische Theorien ab. Seit 1988 lebt Menasse als bekannter Romancier und Essayist zumeist in Wien. Seine erste Publikation "Nägelbeißen" erschien 1973 in der Zeitschrift "Neue Wege". Zu den bedeutendsten Werken Menasses zählt die "Trilogie der Entgleisung", welche sich aus "Sinnliche Gewissheit", "Selige Zeiten, brüchige Welt", "Schubumkehr" und der Nachschrift "Phänomenologie der Entgeisterung" zusammensetzt. Bekanntheit als Essayist erlangte er mit "Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik" oder "Das Land ohne Eigenschaften". Für sein Werk wurden dem Schriftsteller unter anderem der Hölderlin-, Doderer-, Kaschnitz- und Fried-Preis sowie der Österreichische Kunstpreis verliehen.

Alle Bücher von Robert Menasse
Mehr Bücher von Robert Menasse
Alle Bücher von Robert Menasse