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Kurzbeschreibung des Verlags
Was wie die Laserkanone am Raumschiff Außerirdischer klingt, ist in Wirklichkeit Glasreiniger, der auf eine erhitzte Herdplatte gesprüht wird. Wenn sie das Hauptsegel setzen, damit es sich prall im Wind bläht, hört man einen Regenschirm, der auf Knopfdruck von alleine aufgeht. Hanno Millesi erzählt die tragikomische Geschichte eines Geräuschemachers alter Schule und von einer Welt, in der kaum etwas so ist, wie es scheint. Wo es um die Glaubwürdigkeit der Bilder geht, die dem Publikum vorgesetzt werden. Wo die Wege mitunter lang sein können, jedoch im Studio zurückgelegt werden, so lange hinter den Kulissen verlaufen, bis sie eines Tages in die Flucht vor einer voranschreitenden Schwerhörigkeit münden.
Lamberts Ende beginnt mit einem verirrten Golfball. Auf einem seiner Streifzüge durch die Vorstadt wird der Pensionist von dem Sportgerät niedergestreckt. Am nächsten Tag fällt ihm auf, dass er nichts mehr hört. Für ihn besonders bitter, denn Klang bedeutet dem einstigen Geräuschemacher für Film und Fernsehen alles. Er sieht nur einen Weg, sein Gehör wiederzuerlangen: Er muss zurück in die Stadt und seinen alten Toningenieur finden, der ihm früher ein enger Vertrauter war.
Der Versuch einer Inhaltsangabe kann dem schlanken Roman von Hanno Millesi nicht gerecht werden. Ein wenig Handlung und kaum Figuren –nebst Lambert sind dies dessen bösartige Haushaltshilfe und der Verkäufer in einem Geschäft fürs Audiozubehör – stehen darin zahlreiche frei flottierende Ausführungen über die Magie von Klängen und den Reiz von Umwegen gegenüber.
Der Satzbau ist daran angepasst. Während Lambert mühsam in einer Scheibtruhe ein altes Aufnahmegerät von der Vorstadt in Richtung Zentrum bewegt, verlaufen die Sätze bewusst ein wenig umständlich. Dabei gelingt Millesi manch schön gespreizte Formulierung. Bisweilen kommt er auch ein Stück vom Weg ab. Das zweite Drittel des Texts ist langwierig, da muss man durch.
Wenn es jedoch um Lamberts Liebe zur Geräuscherzeugung geht und beschrieben wird, wie dieser Weintrauben gegen die Studiowand klatscht, um die Geräuschkulisse von Maschinengewehren zu erzeugen, oder vom Flüstern der Frischhaltefolie die Rede ist, wird die Prosa poetisch-sinnlich. „Der Charme der langen Wege“ erzählt durchaus schwärmerisch von der analogen Ära in der Musik- und Unterhaltungsbranche – wissend, dass es keinen Weg zurück gibt. Auch nicht für Lambert.
Neben der Hauptfigur ist auch die Hauptstadt von Verfallsprozessen betroffen. Die Landflucht hat die einst prächtige Metropole Z. des Großteils ihrer Einwohner beraubt. Die Gebäude sind verlassen, verfallen oder werden gesprengt. Eine Dystopie ist Millesis Buch deshalb nicht. Vieles bleibt in der Schwebe. Ein sympathisch unkonkretes Kleinod.
1966 geb. in Wien
Studium an der Universität Wien und der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien.
Zuletzt erschienen (Auswahl): Der Nachzügler (2008), Das innere und das äußere Sonnensystem (2010), Granturismo (2012) alle im Luftschacht Verlag, Wien.
Arbeiten fürs Radio (zuletzt): Der (internationale) Pen-Klub, (Hörspiel ORF 2012).
Preise, Stipendien (zuletzt): Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien 2010/11 und 2011/12 Staatsstipendium für Literatur des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 2013/14.
Lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Wien. Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der IG Autoren.