Ereignisse

und andere Prosa
150 Minuten, Audio-CD
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ISBN 9783899400823
Erscheinungsdatum 15.08.2003
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Der Hörverlag
Gelesen von Thomas Bernhard
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Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Neumarkter Straße 28 | DE-81673 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Er war Querdenker, Kultfigur und Skandalautor. Doch was steckte dahinter? Wie war er, wie klang er wirklich, der prägendste deutschsprachige Autor der letzten vierzig Jahre?Thomas Bernhard liest frühe Prosa, darunter Passagen aus seinem Roman Frost, Der Zimmerer, Ist es eine Komödie, ist es eine Tragödie? und seine Rede zur Verleihung des Büchner Preises 1970. Außerdem liest der Autor Der Hutmacher, der original nur auf Tonband erhalten ist. Erstmals zugänglich, ungehört und unerhört.

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FALTER-Rezension

Stefan Ender in FALTER 12/2006 vom 24.03.2006 (S. 58)

Wellen wegen Ellen

Der ehemalige Popredakteur Moritz von Uslar versucht sich als Romancier - und sieht dabei gar nicht schlecht aus.

Da gibt es Ellen, die "abgründige, abgebrühte, unschuldige, raffinierte, hoch begabte, überdurchschnittliche, ganz und gar gewöhnliche Frau"; Ellen mit dem "Haarding, Halsding, Goldkettchen-verfängt-sich-in-den-feinen-Härchen-am-Hals-Ding. Das Rückending, Taillending, Hüftding, das zum Hintern raus und ins Beinding überging. Toll."

Da gibt es Galgern, Ellens Vater: "Blauweißes Streifenhemd. Aufgerollte Hemdsärmel. Dunkle Arme. Das goldgelb-lila-rotbraun Gesprenkelte seiner Haut. Der Galgern-Duft. Ah. Was für ein angenehmer Mann. Aber eben auch: die Aggression, das Gewaltsame, das aus all dem Gutaussehenden, Braungebrannten, Herrschaftlich-Kultivierten, Ins-Gleichgewicht-Gebrachten hervorging."

Da gibt es José, "eine Mischung aus, sagen wir, Hofkapellmeister, Visconti-Schauspieler und NPD-Mitglied, bloß, irgendwie, intelligenter". Aber mindestens genauso gefährlich: "Man konnte die Messerspitze zwischen den Zähnen sehen, die da nicht lag."

Und dann gibt es Walter Gieseking. Gieseking - namensgleich mit dem berühmten deutschen Pianisten (1895-1956) -, die Zentralfigur des Romans, freier Journalist mit Wohnsitz in Berlin, Nachtleben-, Klaviermusik-und Frauenfan. Gieseking ruht, klimpert und denkt auf Waldstein, dem Wochenendherrenhaus der Galgerns (namensgleich mit der berühmten Beethoven-Sonate), streitet mit und trennt sich von Ellen (Teil 1 des Romans). Gieseking geht nach Berlin, arbeitet, zieht mit José durch die Berliner Nacht, verzweifelt wegen Ellen, versucht, nicht zu verzweifeln wegen Ellen (Teil 2). Und Gieseking isst zu Abend mit Galgern (Teil 3).

"Waldstein oder der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005" ist der erste Roman von Moritz von Uslar, und so ziemlich einige werden ihn schlecht finden. Die Sprache: Kurzgehacktes, auf 200 Seiten. Die Themen: Nachtleben, Beziehungsleben, Berufsleben der Generation Golf/Pop/Möchte-nicht-erwachsen-Werden. Hatten wir das nicht schon durch?

Kurzer Rückblick. Uslar, Jahrgang 1970, war Mitte/Ende der Neunzigerjahre Redakteur beim Süddeutsche Zeitung Magazin - als dieses, wie überhaupt alles Printmediale, gerade eine kreative, potente, sonnige Zeit hatte. Der Eiserne Vorhang zwischen Literatur und Journalismus war komplett hochgefahren; das Feuilleton entdeckte die Liebe zum heutigen, statt zum ewigen Leben und rezensierte neben der 300.000. "Kirschgarten"-Inszenierung auch das Treiben im Restaurant nebenan. "Der Popjournalismus erkannte, dass die vermeintliche Hochkultur längst Subkultur ist - außer im Feuilleton", so Roger Willemsen rückblickend.

Es überrascht also kaum, dass es Uslar bei seinem Erstbesuch im Schreibolymp Literatur auch in den Untergrund der Clubszene zieht: Schnell lässt er seinen Protagonisten das Umfeld seiner Nachtfahrten - "das Kaleidoskop der Codes und Gesten, sich glücklich stellen, sich blöd stellen" - abchecken. Doch der Hit des Romans ist weniger dessen Handlung als dessen Sprache: Ruppig, direkt, unverblümt macht sie sich ran an das Objekt der Beschreibungsbegierde; mit Verve inszeniert Uslar einen Flash-Dance der Gedanken und Bilder.

Uslars Held will, bitteschön, alles, also: den Moment, die Ewigkeit, die Wahrheit - immer und sofort. Gleichzeitig liegt aber auch der Mehltau einer Holden-Caulfield'schen Schwermut auf der Anima seines Helden: wach, weich, offen, jungenhaft bleiben - für immer, wenn's geht. Für immer? Der Tod des Walter Gieseking zu Romanende wird verursacht durch den Beginn eines neuen Lebens: "Knicks. Haha. Ja."Der Hörverlag macht sich nun schon seit einiger Zeit um Thomas Bernhard verdient. Dabei wird großteils auf bestehende Radioaufnahmen zurückgegriffen. Begonnen wurde mit "Das Kalkwerk", zuletzt erschien "Beton". Der Roman handelt vom Musikschriftsteller Rudolf, der eine Studie über Felix Mendelssohn-Bartholdy zu schreiben beabsichtigt, dabei aber schon am ersten Satz scheitert. Wesentlicher Grund dafür ist, so Rudolfs idée fixe, dessen als "stumpfsinniges" Wesen beschriebene Schwester. Der Menschen-und schließlich auch Kunsthass Rudolfs wird von Peter Fritz (Regie: Hermann Beil) eine Spur zu manisch interpretiert. Der Wahnsinn, den Bernhard beschreibt, wirkt komischerweise überzeugender, wenn er als Normalität dargestellt wird.

Bernhard selbst macht dies grandios vor in der Einspielung der Kurzprosa "Ereignisse". Sie enthält auch die bisher nicht gedruckte Erzählung "Der Hutmacher", in der ein Hutmacher von seinem Sohn und dessen Frau gezwungen wird, vom Erdgeschoß in den ersten, vom ersten in den zweiten und von dort schließlich in den dritten Stock umzuziehen, wobei dem solcherart Gedemütigten letztlich nur der Kopfsprung aus seinem Mandsardenzimmer bleibt. Die "Ereignisse" sind Chronikerzählungen im Geiste des "Stimmenimitators". Bernhard liest alle diese Texte mit einer wunderbar sonoren Stimme und einem sachlich-nüchternen Understatement, kaum modulierend, die Sätze mäandernd aneinander schlingend und so seiner Prosa deutlichsten Ausdruck verleihend. Auch Thomas Holtzmann beherrscht diese Form der Interpretation, etwa in den Einspielungen von "Holzfällen", "Wittgensteins Neffe" und "Alte Meister", diesem glänzenden Museumsmonolog über drei skurrile Figuren, deren Namen für immer im Gedächtnis haften bleiben, hat man sie einmal gehört: Irrsiegler, Reger, Atzbacher.

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Über den Autor

Thomas Bernhard, geboren 1931 in Heerlen, Niederlande, gehört mit seinen Gedichten, Erzählungen, Romanen und Theaterstücken zu den einflussreichsten österreichischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Bernhard studierte von 1955 bis 1957 Dramaturgie und Schauspielkunst am Salzburger Mozarteum. Den literarischen Durchbruch erreichte er 1963 mit dem Roman "Frost". Es folgten etliche weitere Romane und Erzählungen, darunter "Amras", "Das Kalkwerk", "Korrektur", "Alte Meister" und "Auslöschung". Auch Bernhards Autobiografie, die in den fünf Prosabänden "Die Ursache", "Der Keller", "Der Atem", "Die Kälte" und "Ein Kind" vorliegt, fand großen Anklang. Den Ruf als bekannter Dramatiker verlieh ihm spätestens das Stück "Ein Fest für Boris", welches 1969 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt wurde. Für sein Werk erhielt Bernhard etwa den Georg-Büchner-Preis, der Premio Letterario Internazionale Mondello und der Prix Medicis. Thomas Bernhard verstarb am 12. Februar 1989 in Gmunden, Oberösterreich.

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